So viele Schätzchen in einer Sammlung sieht selbst der Experte selten. Begeistert blättert Harald Rauhut durch die sieben Alben mit alten Ansichtskarten aus Mülheim. Die ältesten Postkarten stammen aus dem Jahr 1890 und zeigen Mülheimer Motive: Die alte Schloßbrücke und die „Skyline“ der Stadt unter einem Regenbogen, daneben das Kreistagsgebäude und ein „Gruss aus Mülheim“ – so sah die Stadt am Fluss um 1900 aus. Am Samstag, 2. Februar, kommen die Alben ab 10 Uhr im Auktionshaus Rauhut & Kruschel unter den Hammer.
In den Räumen des Auktionshauses an der Reichspräsidentenstraße stapeln sich Briefmarken- und Münzordner in Kartons und Regalen. Die Mitarbeiter haben viel zu tun, schließlich kommen hier regelmäßig Sammlungen aus Nachlässen unter den Hammer. Eine besonders seltene und umfangreiche stammt vom verstorbenen Sammler Helmut Hartmann. 1450 alte Mülheimer Ansichtskarten hat er in Alben verpackt, sortiert nach Themen, Stadtteilen und Daten. „Er selbst hat sie wohl aus anderen Versteigerungen zusammen getragen“, vermutet Harald Rauhut. Und entdeckt in einem der Alben Spuren seiner eigenen Ahnen auf zwei der Postkarten. „Eine Urururgroßtante hatte ein Ausflugslokal am Auberg“, erklärt er und deutet auf das Fachwerkhaus auf einer Schwarz-Weiß-Karte, die sicher unter Klarsichtfolie ruht.
Postkarten aus Mülheim
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Startgebot: 1500 Euro
Vor allem die farbigen Lithographien sind echte Hingucker. Nicht nur wegen ihrer bunten Farbe, sondern wegen der lokalen Motive aus den Stadtteilen. So entdeckt man auf einer Karte aus Holthausen den ehemaligen Exerzierplatz, der heute, über 110 Jahre später stadtplanerisch umgestaltet wird. Oder die Selbecker Grußkarte, mit dem rauchenden Schornstein, auf die der Absender den 19. November 1906 notierte, „ein besonders seltenes Exemplar“, sagt Rauhut. Denn: „Je mehr Industrie es an einem Ort gab, desto mehr Ansichtskarten wurden gedruckt.“ In Selbeck gab es außer der Zeche nicht viel Industrie, daher sind Karten aus dieser Region Mülheims rar. „Viele Postkarten gibt es etwa aus Saarn – dort war die Lederindustrie ansässig.“ Und: „Saarn hatte schon um 1840 ein eigenes Postamt.“
Ausflugslokale waren damals beliebte Kartenmotive. Ein Gruß aus der Walkmühle stammt aus dem Jahr 1896 und zeigt das Lokal wie es damals ausgesehen hat – „fast wie heute“, stellt Harald Rauhut fest. So gibt es auch Grüße aus „Haus Kron“, dem „Hotel-Restaurant zur Post“ oder dem „Hotel Terminus“. Ebenso beliebtes Motiv: der Flughafen. Auf einer Karte kreisen die Flieger, davor parken Wagen aus dem 1930er Jahren. Auch das „Neue Postamt“ (heute Alte Post) diente als Motiv.
Neben den Karten versteigert das Haus 12 000 Briefmarken- und Münz-Lose im Schätzwert von über 3 Mio. Euro. Das Startgebot für die Ansichtskarten-Sammlung liegt bei 1500 €. „Es dürfte aber weitaus mehr einbringen“, ist sich Rauhut sicher.
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