Selbeck..
Seine Kreativität umgibt ihn: Bilder hängen an den Wänden, Skulpturen stehen auf Regalen aufgereiht, von ihm verfasste wortspielerische, hintergründige Sprüche finden sich, ausgedruckt und gerahmt, dazwischen.
Rolf Binder hat sich im Fliedner-Dorf mit seinen vielfältigen Werken eingerichtet. Der Maler und Bildhauer blickt mit seinen 86 Jahren auf ein bewegtes Künstlerleben zurück, das auch in Mülheim Spuren hinterließ.
„Er macht sich. Jetzt isser schon achzich.“
Freude am Künstlerdasein
Die Antwort auf die Frage kommt ohne großes Zögern: „Ich würde es ein zweites Mal machen.“ Mit „es“ meint Rolf Binder die Kunst, das Künstlersein. Beides bestimmte sein Leben – und er bereut nichts. „Dass man kreativ sein kann“, sei ein Geschenk. Es ist für ihn ein Weg, sich mit der Welt auseinanderzusetzen, sie zu hinterfragen und einzuordnen. Das spürt man in seinen Skulpturen ebenso wie bei seinen geschriebenen Arbeiten. Da ist etwa die Skulptur, die aus zwei auf die Spitze gestellten Quadraten aus Eisen besteht, die durch Ketten verbunden sind. „Eins hält das andere“, lautet Binders knappe Erklärung, und das ist im wörtlichen wie im übertragenen Sinne zu verstehen.
„Neben der geraden Gurke hat der Mensch nicht viel zur Artenvielfalt beigetragen.“
Balance und Bewegung, sagt der gebürtige Berliner, waren stets die Themen seines bildhauerischen Schaffens. Klare, meist geometrische Formen finden sich da, die teils ineinander verschränkt sind und so ein größeres Ganzes bilden. „Da ist nichts verklebt, das hält so“, erläutert Binder. Dynamisch kommt anderes daher: Kreise baumeln an Rechtecken, und man ahnt die Bewegung in der Statik.
„Die Alten sind die Aktien der Ärzte.“
Malen draußen - Skulpturen drinnen
Der 86-Jährige schuf auch größere Werke, die heute teils noch im öffentlichen Raum stehen. Das einzige für Mülheim angefertigte findet sich in Styrum auf der Wiese nahe des Bahnhofs. Auch dort sieht man Rolf Binders verspielten Umgang mit der Kunst: Schwere, große Metallröhren wirken da ganz leicht und sind dazu noch beweglich. „Eigentlich“, erinnert sich Rolf Binder, „sollte es ganz leichtgängig sein und schon bei starkem Wind in Bewegung geraten. Aber das war der Stadt zu gefährlich.“ Das war der einzige Kompromiss, den er bei dieser Arbeit einging.
„Vorsicht: Der, dem ihr die Macht gebt, übt sie auch aus.“
Anders ist da seine farbenfrohe Landschaftsmalerei. Zehn Jahre lang lebte Rolf Binder in Frankreich, während dieser Dekade stand die Malerei im Vordergrund seines Schaffens. Die Umgebung inspirierte ihn. „Ich habe immer draußen gemalt; ich hatte das Motiv direkt vor Augen“, sagt er, denn: „Die Skulpturen macht man eher zu Hause.“ Und stellt sie in den öffentlichen Raum.