Mülheim. .
Künftig dürfen Lehrer Kosten für Klassenfahrten nicht mehr selbst tragen. Nach einem Gerichtsurteil haben sie Anspruch auf volle Erstattung. Doch es ist absehbar, dass die dafür bereitstehenden Gelder nicht reichen.
Mülheimer Schulleiter hat dies teils kalt erwischt. Sie fürchten deutliche Einschränkungen, wehren sich aber gegen Einwände, Zahl und Umfang der Fahrten seien überdimensioniert. Im Dezember genehmigte Ingrid Lürig, Schulleiterin der Willy-Brandt-Schule, Klassenfahrten für das nächste Schuljahr. Am 24. Januar informierte die Bezirksregierung sie, dass sie das nur darf, wenn die Kosten gesichert sind.
Fahrten seien "pädagogisch sinnvoll"
Das sind sie nicht: „Es heißt, wir sollen uns am Vorjahresbudget orientieren.“ 1900,80 € waren das. Doch damit kommt man nicht weit. Allein das Sportcamp in Belgien, das alle Zehner besuchen, kostet pro Lehrer 300 €. Bei zwei Betreuern für jede der vier Klassen macht das 2400 €. Die Sechser und die Zwölfer müssten also künftig daheim bleiben. . .
Für das Gemeinschaftsgefühl und als Ergänzung des Unterrichts seien Fahrten „pädagogisch sinnvoll“, findet Ingrid Lürig. Dass es dabei auch ins Ausland geht, verteidigt sie und verweist auf die Struktur in Styrum: „Viele unserer Schüler fahren sonst nicht in Urlaub.“ Auch ins Sauerland käme man nicht kostenlos: „Schließlich kann man da nicht hinlaufen.“
„Wir sind kein Reiseunternehmen“
Bei der Hauptschule am Hexbachtal ist das ähnlich: „Eigentlich“, sagt Brigitta Strehlau, Mitglied der Schulleitung, „machen wir in jedem Jahr irgendwas.“ Auf jeden Fall verreist wird in der 5, der 7 (Skifreizeit), der 9 und der 10. Künftig „wird wohl nichts anderes als eine Reduzierung möglich sein“, sagt Brigitta Strehlau, doch sie betont, dass noch nicht feststehe, wie die Schule die neue Situation handhabt.
Entspannter sieht die Diskussion Wolfgang Dahmen, der die Broicher Realschule leitet: „Wir machen gar nicht so viele Fahrten und die sind durch den Topf mehr oder weniger gedeckt.“ Die 6. und die 10. Klassen verreisen – und das nur innerhalb Deutschlands, in die Eifel oder an die Nordsee. Auch dort könnte man den Zusammenhalt fördern – „besser als an der Adria“. Forderungen nach weiteren Fahrten wehrt Dahmen, auch mit Blick auf die Kosten, stets ab: „Wir sind kein Reiseunternehmen.“