Mülheim.
Eine Musikgruppe spielt Laute und Hackbrett, eine Frau singt dazu. Frauen mit bunten Kopftüchern tanzen und klatschen. Es riecht nach Couscous und gefüllten Weinblättern. Diese Szene spielt weder in einem türkischen Restaurant, noch in einem Film von Fatih Akin, sondern in der Heinrich-Thöne-Volkshochschule an der Bergstraße.
Fotos, die die Frauen selbst aufgenommen haben
Am Donnerstagabend hat der Künstler Lubo Laco gemeinsam mit 15 Frauen aus Eppinghofen die Ausstellung „Mein Gesicht ist meine Geschichte“ eröffnet. Im September vergangenen Jahres hat der Fotograf begonnen, sich mit Frauen vom Migrantinnen-Frühstück der AWO zu treffen. Hat ihnen zugehört, ihre Lebensgeschichten kennengelernt und sie ermutigt, diese auch öffentlich zu erzählen. Entstanden sind 15 außergewöhnliche Porträtfotos, die die Frauen selbst aufgenommen haben.
Fotoausstellung der Vhs
Während des Projektes ging es weniger um die technischen Tricks, die das professionelle Fotografieren mit sich bringt – vielmehr haben die Frauen gelernt, selbstbewusst vor der Kamera zu stehen. Einige von ihnen haben tragische Geschichten erlebt, trennten sich von ihren Männern und standen mittellos da. Hatice Cetin, die das Frauenfrühstück vor eineinhalb Jahren gegründet hat, kennt die Probleme der Migrantinnen genau. Umso mehr freut es sie, wie stolz die Teilnehmerinnen an diesem Abend ihre Bilder und Geschichten präsentieren. „Wir brauchen keine Berührungsängste in der Gesellschaft“, sagt sie. Ein Bild der Ausstellung zeigt auch sie, lässig im Schneidersitz, mit einem selbstsicheren Blick.
Vorurteile sollen abgebaut werden
Etwa 150 Leute schlendern durch den C-Bereich der VHS, darunter nicht nur die Familien und Freunde der befreundeten Frauen, sondern auch viele Leute von außerhalb. Ob die Ausstellung helfen kann, Vorurteile abzubauen? Ja, sagt Cetin: „Je mehr wir voneinander wissen, desto weniger Vorurteile haben wir.“
Davon ist auch Nurten Karakilic überzeugt: Ihr Foto sticht von allen am meisten ins Auge: Es zeigt die junge Frau mit einem kugelrunden Babybauch. Mittlerweile ist der kleine Beran Harun zwei Monate alt. Nurten ist Kurdin, ihr Mann Türke. In ihrer Beziehung hat sie viele Höhen und Tiefen erlebt. Für die Ausstellung davon zu erzählen, war für sie kein Problem: „Schließlich wollen wir mit dem Projekt etwas bewegen. Ich möchte vor allem den jungen Leuten zeigen, dass man niemals aufgeben sollte. Es lohnt sich, seinen eigenen Weg zu gehen.“
Die Ausstellung ist noch bis zum 6. März in der Volkshochschule, Bergstraße 1-3, zu sehen.