Dümpten. .
Sozial- und Wirtschaftshistoriker Thomas Urban (Uni Bonn) beschäftigt sich zurzeit im Rahmen eines von der Fritz-Thyssen- und der Thyssen-Stiftung für Industriegeschichte geförderten Forschungsprojektes mit dem Schicksal der Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkrieges in der Rüstungsproduktion.
Bei seinen Nachforschungen ist Urban darauf gestoßen, dass allein beim Mülheimer Thyssenwerk, das nach 1933 unter dem Namen Deutsche Röhrenwerke firmierte, 3000 Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Sie kamen vor allem aus der Sowjetunion, aber auch aus Frankreich, Italien, den Niederlanden und Belgien und wurden in elf Lagern einquartiert. 1400 Zwangsarbeiter lebten im größten Lager, das 1943 am Zehntweg errichtet wurde.
Zu diesem Lager sucht Urban jetzt Erinnerungen und Fotomaterial. Aus der Dokumentation „Widerstand und Verfolgung in Mülheim an der Ruhr“, die 1987 von Doris und Michael Doetsch, Helmut Hermann, Vera Herzogenrath, Ralf Kurbach, Karl-Heinz Schröer und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) herausgegeben worden ist, weiß Urban, dass die Insassen Misshandlungen und Schikanen ausgesetzt waren, aber in der Nachbarschaft auch Menschen fanden, die ihnen zivile Arbeit und Brot gaben.
Hinrichtung von Zwangsarbeitern
Zu den grausamsten Vorkommnissen im Zehntweg-Lager gehörte laut Urban die Hinrichtung von fünf Zwangsarbeitern, denen im September 1944 Diebstahl vorgeworfen wurde. Ob solcher Gewalt wundert es nicht, dass sich manche Zwangsarbeiter nach Kriegsende an ihren Peinigern rächten.
Die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit will Urban in der zweiten Jahreshälfte als Buch herausgeben und in der Vortragsreihe zur Mülheimer Geschichte vorstellen.
Kontakt: 02302/176 13 22, thomas.urban@uni-bonn.de