Mülheim..
Das „Handlungskonzept Wohnen“, mit dem Stadtplanung und Wohnungswirtschaft Weichen für die Zukunft des hiesigen Wohnstandortes stellen wollen, liegt noch gar nicht auf dem Tisch, da fordert Chef-Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier bereits dessen zügige Umsetzung. Der Geschäftsführer von „Mülheim & Business“ richtet, beeindruckt von der Münchner Immobilienmesse Expo Real, einen Appell an Eigentümer in der Innenstadt, in ihre Wohnhäuser zu investieren. Insbesondere in altersgerechten Angeboten sieht Schnitzmeier eine Chance.
Höherwertiges Wohnen in Innenstädten, hat der M&B-Chef als Erkenntnis aus München mitgebracht, liege absolut im Trend. Überall im Umfeld – ob in Düsseldorf, Mettmann oder Ratingen, Essen oder Duisburg – stehe zentrennahe Wohnqualität auf der Agenda. Teilweise seien auf der Expo Real Projekte mit bis zu 1000 Wohneinheiten präsentiert worden. Mülheim sei mit Ruhrbania, absehbar auch mit dem Lindgens-Areal auf der anderen Ruhrseite auch positioniert, müsse aber weiter schauen, „dass die Züge rechts und links nicht ohne uns abfahren“.
Vor allem blickt der Chef der Wirtschaftsförderung da nach Düsseldorf. Dessen Oberbürgermeister Dirk Elbers habe auf der Expo Real mit „zehn, 15 hochwertigen Wohnprojekten“ aufgewartet. „Düsseldorf“, sagt Schnitzmeier, „zieht jedes Jahr 2000 neue Bürger an, von diesem Potenzial sollten wir auch profitieren“. Noch großes Potenzial für höherwertigeres Wohnen gebe es in der Innenstadt – Eigentümer sollten „ihre Chance ergreifen“, schließlich stünden in der City „in vielen Immobilien grundsätzliche Modernisierungen an“.
Gerade bei Menschen älterer Generation, so glaubt Schnitzmeier, könne Mülheims Innenstadt als Wohnstandort punkten: mit einer guten ÖPNV-Anbindung, mit optimaler Ärzteversorgung, mit fußläufig erreichbaren Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten. Die „kleine kompakte Großstadt“ biete zudem ein hohes Maß an Sicherheit und Grün. Diese Anmerkung muss jetzt kommen: Auch wenn Schnitzmeier insbesondere altersgerechte Wohnformen als Entwicklungschance sieht, so gehe es natürlich nicht darum, eine reine Innenstadt der Senioren zu schaffen. Potenziale für junges Leben gebe es, siehe Fachhochschule, schließlich auch. Und „Senioren wollen ja nicht isoliert sein. Sie möchten eine belebte Innenstadt, die auch Jüngere anspricht.“
Günstige Bedingungen
So mahnt Schnitzmeier allgemein an, angedachte Wohnprojekte und Modernisierungen in der Stadt zügig umzusetzen. So gehe es natürlich auch weiter darum, attraktive Angebote für junge Familien vorzuhalten. Die Rahmenbedingungen, den Wohnstandort weiterzuentwickeln, seien gerade jetzt gut: die Zinsen sehr niedrig, die sichere Wertanlage nachgefragt, viele Immobilien an die junge Generation vererbt . . .
Schnitzmeiers Appell, keine Zeit zu vertrödeln und den Wohnstandort Mülheim zügig fortzuentwickeln, liegt wohl auch in den ersten vorliegenden Untersuchungsergebnissen zum „Handlungskonzept Wohnen“ begründet. Das mit dem Gutachten beauftragte Bochumer Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (Inwis) hatte festgestellt, dass Mülheim nach Dortmund zwar die größten Zuwanderungen im Ruhrgebiet verzeichnet, an Städte im Düsseldorfer Raum und am Niederrhein aber Einwohner verliert.
Die Inwis-Wissenschaftler haben auch etwas herausgearbeitet, das Schnitzmeier in seinem Aufruf, mehr höherwertige Wohnangebote zu schaffen, nicht anspricht: Mülheim, so brachte Inwis-Mitarbeiterin Regina Höbel unlängst der hiesigen Planungspolitik nahe, verliere am stärksten Einwohner an Oberhausen, unter anderem wegen des günstigeren Miet- und Kaufpreisniveaus dort. Mülheim verfüge zwar rein statistisch über das höchste Kaufkraftniveau im Ruhrgebiet und stelle sich in diesem Punkt auf einer Stufe mit Düsseldorf. Der Arbeitsmarkt- und Einkommenssituation sei aber auch zu entnehmen, dass es Bedarf für preiswerten Wohnraum gebe.