Mülheim. .

In NRW gibt es 62 Frauenhäuser, in denen von häuslicher Gewalt bedrohte Frauen mit ihren Kindern Schutz suchen können. Eins davon steht in Mülheim.

Und obwohl die Mitarbeiterinnen alle Hände voll zu tun haben – in diesem Jahr wurden (bisher) 88 Frauen und 74 Kinder aufgenommen – ist die Situation nicht so dramatisch wie anderswo. In NRW mussten im vergangenen Jahr 5210 Aufnahmegesuche abgelehnt werden (wir berichteten im überregionalen Teil der WAZ).

Überbelegung ist selten

„In der Regel haben wir immer Platz. Eine Überbelegung ist selten der Fall bei uns“, sagt die Leiterin, die, genauso wie die Adresse des Hauses, anonym bleiben soll, um die Hilfe suchenden Frauen zu schützen. Ein, zweimal im Jahr komme es doch zu einer Überbelegung, doch auch dann werde keine Frau abgewiesen, sondern eine Lösung gefunden, zur Not in einer anderen Stadt.

Auch von auswärts nimmt das Mülheimer Haus Frauen auf: Wenn sich diese in ihrer Heimatstadt nicht mehr frei und ohne Angst bewegen können. Zehn Frauen und neun Kinder leben derzeit im Frauenhaus, Platz ist für elf Frauen und 14 Kinder. Sie leben wie eine Familie in drei Wohneinheiten mit Gemeinschaftsbad und -küche.

Frauenhaus existiert seit 1994

Drei bis vier Monate werden es im Schnitt, bis die Frauen eine eigene, sichere Wohnung gefunden haben. Oder der Beziehung, aus der sie geflohen sind, noch einmal eine Chance geben wollen. Diese Entscheidung treffen die Frauen selbst.

Seit August 1994 gibt es in Mülheim das Frauenhaus, getragen vom Verein „Hilfe für Frauen e.V.“, der sich fünf Jahre früher gründete. Die Frauen, die hier Schutz suchen, sind zwischen 18 und 75 Jahre alt, die größte Gruppe zwischen 25 und 40. „Meist sind es Frauen mit kleinen Kindern, die zu uns kommen“, so die Leiterin.

Gewalt in allen Bevölkerungsgruppen

Manche von den Älteren fänden erst nach Jahrzehnten den Mut, ihren Mann zu verlassen, sie haben gewartet, bis die Kinder aus dem Haus waren. „Ich kann nicht mehr“, das hören die vier hauptamtlichen Mitarbeiterinnen im Frauenhaus dann oft von den älteren Frauen, die dort Hilfe suchen. „Ich möchte die mir verbleibenden Tage in Ruhe und Frieden verbringen.“

Manche, so die Leiterin des Hauses, fingen erst dann ein neues Leben an. „Gewalt gegen Frauen gibt es in allen Bevölkerungsgruppen, das ist schichtenübergreifend“, sagt die erfahrene Leiterin des Frauenhauses, die schon Frauen aus über 20 Nationalitäten betreut hat. Gut vernetzt sei man in der Stadt, sagt sie, die Zusammenarbeit mit der Polizei sei sehr gut.