Düsseldorf. . Frauenhäuser in NRW mussten im vergangenen Jahr über 5000 Aufnahmegesuche ablehnen. Frauenorganisationen fordern nun eine Platzgarantie für alle bedürftigen Frauen. Emanzipationsministerin Barbara Steffens verweist zwar darauf, dass viele der Frauen trotzdem Hilfe bekamen, will aber nachbessern.

Jede vierte Frau wird nach wissenschaftlichen Studien in ihrem Leben Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt. Die 62 Frauenhäuser in NRW mussten aber im letzten Jahr 5210 Aufnahmegesuche ablehnen, weil die angefragte Einrichtung bereits belegt war. Frauenorganisationen fordern deshalb einen Rechtsanspruch auf Schutz für Frauen und Kinder, die vor Gewalt flüchten müssen.

NRW-Emanzipationsministerin Barbara Steffens (Grüne) bestätigt die hohe Zahl der Ablehnungen. „Diese Zahl lässt aber keineswegs den Schluss zu, dass all die Anfragenden schutzlos blieben“, erklärte Steffens in der Antwort auf eine Piraten-Anfrage. In der Regel werde dann „eine anderweitige Betreuung ermöglicht“. Zudem sei die Zahl der Ablehnungen rückläufig: 2009 waren dies 5919 Fälle, 2010 noch 5737. Derzeit arbeitet das Ministerium an einem „Landesaktionsplan zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen“. Dabei soll auch ein „möglicher weiterer Bedarf“ für die Frauenhäuser ermittelt werden.

Häusliche Gewalt steigt

Seit 2002 steigt die Zahl der Strafanzeigen und Polizeimaßnahmen gegen häusliche Gewalt. 2011 erhöhte sich die Zahl der Anzeigen in NRW um zehn Prozent auf 25 000 Fälle – in 12 000 Fällen mussten Gewalttäter die häusliche Wohnung verlassen. Fast 8000 Frauen suchten ein Frauenhaus oder eine Beratungsstelle in NRW auf. Sorgen bereitet der Ministerin, dass einzelne Frauengruppen bislang nicht von Hilfen erreicht werden.

Ältere Frauen, Frauen mit Migrationsgeschichte und geringen Deutschkenntnissen sowie Frauen mit Behinderungen nutzen Hilfen der Frauenhäuser kaum. Auch Frauen ohne legalen Aufenthaltsstatus oder mit Duldung werden kaum erreicht.

Steffens will Zugangshürden abbauen

Der rot-grüne Koalitionsvertrag beschreibt das Ziel, „jeder von Gewalt betroffenen Frau und jedem ihrer Kinder kostenlose Zuflucht in einem Frauenhaus zu gewährleisten, unabhängig von Herkunft, Wohnort, Einkommen, Aufenthaltsstatus, sexueller Identität oder Behinderung“.

Steffens will nun Zugangshürden abbauen „und bisher nicht erreichte Zielgruppen in den Blick“ nehmen. Dabei soll auch der besondere regionale Bedarf stärker berücksichtigt werden. Besonders in Großstädten sind Frauenhäuser häufig belegt. Allein in den beiden Kölner Frauenhäusern konnten 2010 mehr als 1400 Frauen nicht sofort aufgenommen werden.

Die 62 landesgeförderten Frauenhäuser verfügen über insgesamt 581 Plätze für Frauen und 613 Plätze für Kinder. Im Durchschnitt hält ein Frauenhaus 9,4 Plätze für Frauen vor. Neben Landesmitteln erhalten Frauenhäuser kommunale Zuschüsse und werden durch Tagessätze der Sozialträger für die Bewohnerinnen finanziert. Steffens forderte eine bundeseinheitliche Regelung zur Frauenhausfinanzierung. Das lehnt der Bund nicht zuletzt aus Kostengründen ab.