Mülheim. .

Depression kann eine der schwerwiegenden Folgen von Burnout sein, die sich im schlimmsten Fall in Selbsttötungsgedanken äußert. Ansonsten ist das Erscheinungsbild dieses Leidens sehr vielfältig: Ängstlichkeit, Freudlosigkeit, ständiges Grübeln, Herz-, Magen-, Kopfschmerzen – all das können Symptome sein.

Betroffene haben es sehr schwer, aber auch Angehörige, wie sich beim jüngsten WAZ-Medizinforum im Marien-Hospital zeigte. Wie reagiert man richtig, wenn der Partner, die Eltern oder die eigenen Kinder betroffen sind?

Eine Patentlösung gibt es nicht, betont Dr. Rudolf Groß, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im St. Marien-Hospital. Mehr zuhören als reden ist eine Empfehlung, zügig professionelle Hilfe aufsuchen eine andere. Doch wer die ärztliche Hilfe sucht und braucht, hat Probleme. Monatelange Wartezeiten sind die Regel, auch für einen Platz in der Tagesklinik des St. Marien-Hospitals müssen sich die Betroffenen extrem lange gedulden. In ganz gravierenden Fällen, so Groß, werde schon mal ein Betroffener vorgezogen. Fest steht: Die vorhandenen medizinischen Kapazitäten für die Versorgung von Menschen mit psychischen Leiden sind bei weitem nicht ausreichend.

Die Therapie-Möglichkeiten reichen von den Antidepressiva, wobei, so Groß, die Wirkung verzögert eintrete, aber in 60 bis 70 Prozent der Fälle Wirkung zeige, bis hin zur Verhaltens- Bewegungs-, Licht- oder auch Wachtherapie.

Ein diffuser Begriff

Bei Burnout, so Groß, stehe die Medizin noch vor einem recht „diffusen Begriff“. Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung, Zustand totaler Erschöpfung – wird es nach der WHO klassifiziert. Erhebliche Forschungsanstrengungen seien noch erforderlich, um das Leiden exakt zu ergründen, sagt der Chefarzt und verweist darauf, dass es auch Kollegen gebe, die Burnout als eine Art Mode-Diagnose ansehen. Fakt ist: Die Zahl der Krankschreibungen, die auf Burnout zurückgehen, nehmen zu.

Wie kommt es zum Ausgebrannt-Sein? Hektik, Zeitdruck, hohes intensives Engagement, das aber nicht zum gewünschten Ergebnis führt, dazu ein übermäßiges Verantwortungsbewusstsein, ein Helfersyndrom, kein Ausgleich – aus diesem Mix, zählt Groß auf, könne sich Burnout entwickeln. Flucht in Tagträume, eine hohe Ruhelosigkeit, schnelle Reizbarkeit, Verlust positiver Gefühle, soziales Vereinsamen – das können Folgen sein, die zudem einher gehen mit körperlichen Symptomen aller Art.

Was hilft? Entscheidend sei, so der Psychiater, dass jeder Entspannung und Ausgleich suche. Sich dafür täglich Zeit zu nehmen sei quasi ein Gebot, um gesund zu bleiben.

Schlüsselfragen:

Etwa vier Millionen Menschen leiden bundesweit an einer Depression. Mindestens jeder Fünfte erlebe im Laufe des Leben einmal einen Zustand, der als Depression zu klassifizieren sei, so Dr. Rudolf Groß. Nicht immer ist eine Depression für den Mediziner auf den ersten Blick zu erkennen. Schlüsselfragen helfen dabei:

  1. Haben Sie die Fähigkeit verloren, sich zu freuen?
  2. Hat Ihr Interesse an den Dingen des Lebens nachgelassen?
  3. Sind Sie tagsüber erschöpft?
  4. Fühlen Sie sich nervös, innerlich abgespannt, ängstlich?
  5. Fällt es Ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen?
  6. Haben Sie Schlafstörungen?
  7. Haben Sie Schmerzen, verspüren Sie Druck auf der Brust?
  8. Sind Sie appetitlos?
  9. Haben Sie sexuelle Schwierigkeiten?

Je mehr Fragen mit Ja beantwortet werden, und wenn die Symptome mindestens zwei Wochen anhalten, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer Depression.