Broich. .
Ein „Drache“ ist sie nie gewesen. Hannelore Grünewald, Hausmeisterin der Grundschule an der Kurfürstenstraße, hat nicht die strenge Aufpasserin herausgekehrt, sondern sich den nötigen Respekt durch klärende Gespräche und Verständnis für die Schüler verschafft.
„Ich rede mit den Kindern, wenn sie etwas angestellt haben, erkläre ihnen, warum sie etwas nicht tun sollten. Grundschüler sind noch sehr einsichtig“, berichtet sie und fügt schmunzelnd hinzu: „Außerdem dürfen Kinder ab und zu ja auch mal über die Stränge schlagen.“
Bis 16 Uhr ist Trubel im Haus
Ihre Schützlinge dürften traurig sein, wenn die 61-Jährige jetzt in den Ruhestand tritt. „Du, Frau Grünewald, hömma, das ist doch deine Schule, oder?“, das hat sie in 20 Dienstjahren als gute Seele der Schule oft gehört. Werktags von 7 bis 17 Uhr war die Broicherin vor Ort, hat für Ordnung im schönen alten Gebäude und auf dem Schulhof gesorgt und kleinere Reparaturen selbst ausgeführt – zum Beispiel „einen Siphon abgeschraubt oder eine Fußleiste angebracht.“
„Der Tagesablauf des Grundschulhausmeisters hat sich geändert seit es den Offenen Ganztag gibt, bis 16 Uhr ist Trubel im Haus“ berichtet sie. Wilde Jungs und brave Mädchen - die Unterscheidung gebe es längst nicht mehr. „Die Mädels legen nach“, sagt Hannelore Grünewald lachend. Mit richtig frechen Kindern habe sie es an der Kurfürstenstraße aber nie zu tun bekommen.
"Der alltägliche Stress wird mir fehlen"
Wenn sie nun in die passive Phase der Altersteilzeit wechselt, wird sie sich erst mal an die Ruhe gewöhnen müssen. „Der alltägliche positive Stress, der durchstrukturierte Tag - das wird mir fehlen“, meint sie. Dass Hausmeister heute auch mit negativem Stress zu kämpfen haben, weiß Hannelore Grünewald gut.
Lange Jahre war sie im Personalrat der Stadt und in der Gewerkschaft Verdi - etwa als stellvertretende Vorsitzende des Bezirks Mülheim/Oberhausen - aktiv. „Wir Hausmeister werden immer weniger. Viele betreuen mittlerweile zwei Objekte, andere sind nur befristet beschäftigt“. Die Arbeitsverdichtung sei groß.
Liegengebliebene Projekte angehen
Viel Zeit, auch einmal liegengebliebene Projekte anzugehen, bleibe nicht. „Und dabei ist die Situation hier in Mülheim verglichen mit anderen Städten noch einigermaßen gut“, so die 61-Jährige, die hofft, dass die Entwicklung irgendwann eine andere Richtung nimmt.
Alle Ämter gibt sie nun auch auf, „vielleicht nicht für immer“. Mehr radeln möchte sie, mit Mann, Kindern und drei Enkeln die Zeit verbringen. Von ihrer „zweiten Familie“ wird Hannelore Grünewald nicht weit entfernt sein. Sie wohnt im Haus gegenüber der Kurfürsten-Schule und wird weiterhin ein Auge auf Lehrer und Schüler werfen.