Mülheim. .
15-Jährige wollen sich mit Freunden treffen, provozieren, zu Punkmusik pogen und sich ausprobieren. All das können sie im Autonomen Zentrum an die Auerstraße, kurz: im AZ. Dort feiern sie auf Konzerten, klettern, skaten, spielen Theater oder hängen einfach nur ab. An diesem Wochenende feiert das Jugendzentrum selbst seinen 15. Geburtstag. Die Pubertät hat es längst hinter sich gelassen, erwachsen werden soll es aber noch lange nicht.
Programm gestalten Besucher
Das Jugendzimmer der Stadt hat sich hinter Schichten aus Efeu und Graffiti versteckt. Im Innern des AZ kickern Jugendliche vor dem langen Tresen, trinken Kaffee oder hören Musik. Einen festen Plan gibt es dort nicht – das Programm gestalten seine Besucher selbst. Verschiedene Gruppen treffen sich regelmäßig und planen Konzerte und andere Veranstaltungen. Jeder darf daran teilnehmen, eigene Ideen und Wünsche einbringen. So entsteht ein Programm von und für die Jugend: Vinyl-Flohmarkt, Nähkneipe, Mädchen-Skaten, Action-Samba. Dieses Konzept kommt an: Mit rund 15 000 Besuchern im Jahr hat sich das AZ fest in der Jugendkulturszene etabliert.
100 Ehrenamtliche
„Unsere Zielgruppe ist zwischen 14 und 27 Jahre alt“, erklären Stefan Gassner und Niklas Oberheid, zwei von insgesamt 22 Mitarbeitern. Hinzu kommen rund 100 Ehrenamtliche, die in der Jugendarbeit helfen. Finanziert wird das zum Großteil vom Trägerverein, dem AJZ e.V., den Rest schießt die Stadt hinzu. „Den Großteil erwirtschaften wir aber selbst“, erklärt Stefan Gassner.
Dass das AZ über 1000 m² groß ist, zeigt sich in der angeschlossenen Halle – dem Herzstück des Jugendzentrums. Zwei Jungs wiegen mit ihren Skateboards in besprühter Kulisse über die selbst gebauten Rampen, andere haben sich neben dem Bauwagen aufs Sofa gefläzt – wie zu Hause, nur mit Füßen auf dem Tisch. Hier dürfen sie das, denn Verbote gibt es nur wenige im AZ. Vorausgesetzt, sie halten sich an die Grundregeln: Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie werden im AZ verurteilt.
Konzertraum neben der Halle
In der großen Halle gibt es außerdem eine Kletterwand und Graffiti-Flächen, auf denen sich Jugendliche austoben können, in der Fahrrad-Werkstatt basteln sie an ihren Bikes. In einem weiteren Raum neben der Halle verbirgt sich der kleine Konzertraum des AZ – mit Aufklebern und Graffiti an den Wänden. Jedes Wochenende spielen hier Bands Punkrock, Hardcore, Alternative, vermehrt auch Hip-Hop und House. „Einige sind danach richtig groß geworden“, sagt Niklas Oberheid. „Jupiter Jones“ zum Beispiel oder „At the Drive in“.
Im AZ finden Heranwachsende und junge Erwachsene einen Ort, an dem sie selbst gestalten und Alternativen ausprobieren können – für kleines Geld und abseits des kommerziellen Mainstream. So finden Bands aller Musikarten und Stilrichtungen im AZ einen Ort zum Spielen. Ohnehin: Offen für alle zu sein, lautet das Motto – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung. So gibt es die Kneipe für Trans/Lesben/Frauen, das Ladyfest oder die Party „Genderterror“, die sich seit nunmehr zehn Jahren an Homo-, Transsexuelle und Freunde richtet. Auch der Kongress „Macker-Massacker“ setzt sich mit dem Thema Sexismus auseinander. „Es ist bundesweit die einzige Veranstaltung dieser Art“, weiß Stefan Gassner.
Zum 15. Geburtstag wird gefeiert
Wie sollte es anders sein? Zum 15. Geburtstag schmeißt das AZ eine große Fete. Zum Konzert kommen Bands aus ganz Deutschland und Europa. Am Samstag spielen Zounds aus Großbritannien, 100 Blumen aus Düsseldorf, Burial und Union of Sleep aus Hagen, Berlin und Düsseldorf Punk und Hardcore. Anschließend geht’s mit Techno und House weiter; es legen auf: Desirée, Der Multimensch, Jacob, TheElectricTaste. Pop und Dance bringen Lisalotta.P, DJ Pamela & DJ Anderson, Aunt Ant und Kai Shanghai mit. Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 5 Euro.
Mehr Info: www.az-muelheim.de