Mülheim. . Strom für lau. Ein Traum. Ein Energieversorger macht's wahr. Seit Mitte April hat das RWE von seinem Mülheimer Kunden Helmut Kronenberger kein Geld mehr für den bezogenen Strom abgebucht. Dies jedoch nicht, weil Kronenberger dem Unternehmen seit 56 Jahren die Treue hält. Vielmehr gibt es Probleme mit seinem neuen Vertrag.
Bemerkenswert, dass Helmut Kronenberger dem RWE seit 56 Jahren die Treue hält. Seit Jahren, da der Energiekonzern ungeachtet der Liberalisierung am Strommarkt in Mülheim Preise verlangt, die weit über denen der Konkurrenz liegen. Kronenberger war nun aber so verärgert über seinen langjährigen Energieversorger, dass er die WAZ um Hilfe bat. Der Grund: Seit Ende April hat er keinen Cent mehr für seinen Strom bezahlt. Wie bitte?
Rentner war mit Latein am Ende
Verschenkt RWE nun seinen Strom? Mario Leikop, einem Sprecher der RWE Vertrieb AG, ist am Telefon schon das Schmunzeln anzumerken, als ihm die WAZ gestern diese zweifelsohne nicht ernst gemeinte Frage stellt. Natürlich ist RWE-Strom nicht umsonst zu haben. Auch Kronenberger soll weiter zahlen. Wann denn und zu welchem Tarif überhaupt, das bleibt dem 78-jährigen Bürger aus Broich auch mehr als ein halbes Jahr nach dem Umzug in eine Mietwohnung an der Thüringer Straße ein Rätsel.
Ende April waren die Kronenbergers in Broich umgezogen. Unverzüglich hatte der Senior sich auf den Weg zum RWE-Kundencenter am Synagogenplatz gemacht, um den Umzug zu melden, und seine neue Zählernummer. Post hat der Senior seither aber nur einmal von RWE erhalten: die Abrechnung für die alte Wohnung. Für das neue Zuhause liegen bis heute keine Vertragsunterlagen vor, geschweige denn die Forderung einer monatlichen Abschlagszahlung.
„Immer wieder wurde ich vertröstet"
Sieben Besuche im RWE-Kundencenter hatte Kronenberger bis gestern notiert, dazu einen Anruf bei der RWE-Hotline. „Immer wieder wurde ich vertröstet. Ein halbes Jahr bin ich rumgelaufen, habe mit verschiedenen Sachbearbeitern gesprochen und keiner weiß, wie das abläuft.“ Kronenberger ärgert sich.
Bemüht, den Ärger aus der Welt zu schaffen, war gestern RWE-Sprecher Leikop. Bei der elektronischen Datenübertragung des intelligenten Stromzählers von der neuen Wohnung habe es einen Fehler gegeben, der manuell habe behoben werden müssen, „ein Einzelfall“ bei fast 100.000 intelligenten Stromzählern im Modellprojektgebiet Mülheim.
Für Fehlerbehebung braucht RWE mehr als ein halbes Jahr
Für jene Fehlerbehebung braucht RWE mehr als ein halbes Jahr? „Ist leider passiert, das tut uns leid“, so Leikop. „Bei 4 Mio. Kunden geht auch mal was schief.“ Kronenbergers Fall, so Leikop, sei ungeachtet des WAZ-Anrufs bereits am Montag bearbeitet worden. „In den nächsten Tagen“ werde er ein Begrüßungsschreiben mit den neuen Abschlagsforderungen erhalten. RWE werde für die letzten sechs Monate keine Nachzahlung auf einen Schlag verlangen.