Mülheim. .
Die Wartezeit ist ihm zu lang geworden: Seit 2002 hält Georch in den Ruhrauen nach seiner Georgine Ausschau, während die Menschen ihm zu Kopf steigen. Der 18 Meter hohe Storchenturm, den Künstler Peter-Torsten Schulz entwarf und den 24 langzeitarbeitlose Jugendliche errichteten, ist ein besonderer Aussichtsturm. Doch Wind, Wetter und Vandalismus setzten ihm stark zu. Immer wieder wurde er repariert und restauriert, doch nun ist nichts mehr zu retten. Georch ist morsch. Im Frühjahr wird er abgebaut.
Die klaffenden Risse im roten Schnabel sind schon für Laien ersichtlich. Entsprechend „niederschmetternd“ fiel laut MST-Chefin Inge Kammerichs das Gutachten eines Diplom-Holzwirts aus, das die Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH in Auftrag gab. Die MST betreut den Turm seit zehn Jahren, übernimmt Wartung und Pflege und musste immer wieder Schäden beheben. Oftmals wurden die mutwillig angerichtet; auch ein Zaun, der abends abgeschossen wird, half nicht. Doch problematisch ist vor allem das verwendete Fichtenholz. „Das“, sagt Inge Kammerichs, „kann dem Wetter nicht trotzen.“ Es sei von Anfang an die falsche Wahl gewesen, kritisiert sie.
Hohe Summen wurden mehrmals investiert
Mehrfach wurden vierstellige und fünfstellige Summen in den Storchenturm investiert – von der MST, aber auch von der Bezirksvertretung. Nun reichen Reparaturen nicht, gar eine Restaurierung ist nicht mehr drin. Abreißen und neu bauen, lautet das Urteil des Holzsachverständigen. Doch darüber, sagt die MST-Geschäftsführerin, müsse man in einer Zeit, in der Kindergartenbeiträge für Geschwisterkinder diskutiert würden, gar nicht reden. So traurig es sei: Die Saarner Landmarke wird aus dem Stadtbild verschwinden.
Peter-Torsten Schulz, der geistige Vater Georchs, nimmt es gelassen: „Die Kunst ist für die Gemeinschaft da und nicht die Gemeinschaft für die Kunst.“ Als der Storchenturm vor zehn Jahren errichtet wurde, sei nie an ein ewiges Leben gedacht worden. Vielmehr ist es „Petoschu“ nun wichtig, für ein würdiges Ende zu sorgen: Er möchte den Turm als Teil eines Festes zerlegen und die Einzelteile von ihm gestaltet gegen Spenden verteilen. „So kann jeder ein Stück Georch mit nach Hause nehmen. Dann bleibt er hier, das entspricht auch seiner Geschichte.“
Wann das ansteht, ist noch nicht genau klar. „Im Frühjahr“ bleibt Inge Kammerichs vage. Akute Einsturzgefahr besteht nicht, der Turm ist aber gesperrt.