Frankfurt. . Sparen ist eine deutsche Tugend. Und so haben die Deutschen die gewaltige Summe von 4,81 Billionen Euro auf der hohen Kante. Zum Weltspartag am Dienstag kommt bei Anlegern angesichts der Finanzkrise und niedriger Zinsen allerdings wenig Freude auf.

Die Deutschen haben zwar immer mehr Geld auf dem Konto. Allerdings geht der Vermögenszuwachs an immer mehr Bundesbürgern völlig vorbei. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Postbank. Danach stieg das durchschnittliche Pro-Kopf-Guthaben der Bundesbürger im vergangenen Jahr um 3,7 Prozent auf 18.996 Euro.

Die Zahl der Menschen, die keinen finanziellen Spielraum mehr sehen, um Geld in den Sparstrumpf zu stecken, habe in den vergangenen Jahren jedoch deutlich zugenommen, heißt es in der Untersuchung. 25 Prozent der Deutschen können demnach gar nichts sparen.

Die Sparkönige leben der Postbank-Studie zufolge in Hessen. Mit Einlagen von durchschnittlich 34.624 Euro auf Giro- und Sparkonten, Tagesgeldkonten und in Festgeldern waren die Rücklagen dort fast doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Auf den Plätzen zwei und drei folgten die Hamburger und die Bayern. Am geringsten sind die Spareinlagen nach wie vor in den neuen Bundesländern.

Sparquote mittlerweile unter Zehn-Prozent-Marke

Nach dem Höchststand von 11,5 Prozent im Jahr 2008 sank die Sparquote in Deutschland 2011 wieder auf 10,4 Prozent. Im zweiten Quartal 2012 rutschte sie sogar unter die Zehn-Prozent-Marke (9,9%). Die Deutschen legten also von 100 verdienten Euro nur noch 9,90 Euro beiseite.

Wie die Deutschen ihr Geld investieren
Wie die Deutschen ihr Geld investieren

Wer es sich leisten kann, legt sein Geld an. Vor dem Hintergrund der Eurokrise und drohender Inflation kommen den Sparern aber immer größere Zweifel, ob ihre 4,81 Billionen Euro, die sie auf der hohen Kante haben, auch wirklich sicher sind. Der diesjährige Weltspartag am 30. Oktober steht also unter alles anderem als guten Vorzeichen.

Weltspartag am 30. Oktober

„Der Begriff ,Weltspartag’ klingt ja etwas harmlos angesichts der verwirrenden Realität“, sagt der Soziologe Klaus Hurrelmann. Der Berliner Forscher hat einen „finanziellen Analphabetismus“ bei jungen Leuten festgestellt, weshalb er mehr Finanzbildung in der Schule und einfachere Produkte fordert. Dennoch hält er den Weltspartag nicht für nutzlos. „Man könnte ihn mit einem Untertitel modernisieren“, schlägt er vor. Schließlich zeigten Studien, dass junge Leute sehr wohl bereit seien zu sparen.

Doch wohin mit dem mühsam Ersparten? Wer sein Geld in deutsche Staatsanleihen steckt, macht nach Abzug der Geldentwertung bereits jetzt mit Sicherheit nur eines, nämlich Verlust. Auch die Renditen der Lebensversicherungen sind im Sinkflug, dessen Ende nicht abzusehen ist. Vor Aktien fürchten sich die Deutschen ebenfalls, spätestens seit der Lehman-Pleite. Und die ersten Rufer warnen bereits vor einer Immobilienblase, also einem unmäßigen Preisanstieg, besonders in Großstädten wie Hamburg, Frankfurt am Main und München.

Kein Anzeichen für Immobilienblase

Die Mehrheit der Experten geht allerdings davon aus, dass es in Deutschland noch keine Immobilienblase gibt. Sie können sich auf eine Untersuchung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) stützen. Auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht den deutschen Wohnungsmarkt noch weit entfernt von einer Überhitzung. Wie viele andere Forscher spricht Krämer von einer Zeit der finanziellen Repression. Niedrige Zinsen und eine mittelfristig steigende Inflation führen dazu, dass die Vermögen der Anleger tendenziell schrumpfen, zumindest wenn sie auf klassische Anlagen mit geringem Risiko setzen.

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Verbraucherschützer raten seit langem dazu, sich beim Sparen auf ein paar wesentliche Grundsätze zu verlassen. So legt ein kluger Sparer nicht alle Eier in einen Korb, sondern streut sein Vermögen auf verschiedene Anlagearten in unterschiedlichen Ländern. Wer sein Geld in der nächsten Zeit nicht ausgeben will, etwa für das Eigenheim, der sollte zusehen, dass er an der Wertschöpfung der Wirtschaft teilhat.

Tipp: Schulden tilgen

Das geht zum Beispiel mit Aktien oder, besser noch, Indexfonds, die das angelegte Geld breit streuen. Das Tilgen von Schulden ist zudem meist profitabler, als Geld in eine neue Anlage zu stecken. Eine individuelle Beratung bieten die Verbraucherzentralen gegen eine Gebühr an.

Wer trotzdem Angst um sein Erspartes hat, der könnte sich an den vor rund 2400 Jahren lebenden griechischen Philosophen Diogenes von Sinope halten. Dem galt Besitz als Last und Einschränkung der Freiheit. Einer Anekdote zufolge warf er sogar seinen Trinkbecher weg, als er sah, wie ein Kind mit den Händen Wasser trank.