Mülheim. .

Er ist geboren in Mülheim, arbeitet in Mülheim, lebt in Mülheim. Kein Wunder eigentlich, dass auch seine Romanfigur – der etwas verlotterte Privatdetektiv Kristof Kryszinski – eine Ruhrgebietspflanze ist. Dank Jörg Juretzka hat Mülheim einen Platz im Kriminaluniversum erhalten. Jetzt gab die Stadt dem Autor etwas zurück. Der 57-Jährige wurde am Montagabend in der Kundenhalle der Sparkasse mit dem Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet.

„Die mittlerweile zehn Ruhrpott-Krimis mit dem eigenwilligen Privatdetektiv aus Mülheim zeichnen humorvolle Dialoge und ein lakonisch präziser Schreibstil aus“, heißt es in der Begründung der Jury zu dem mit 3000 Euro dotierten Preis. Ähnlich fiel dann auch Juretzkas Dankes-„Rede“ aus: „Was bleibt zu sagen, außer Danke.“ Auf eine Liste von Menschen, bei denen er sich bedanken muss, verzichtete der Autor bewusst: „Die, die man vergisst, tragen es einem ewig nach und schreiben dann böse Bewertungen bei Amazon“. Deswegen lässt Juretzka lieber danken. Auf seinen Wunsch rockte die Band „New“.

Zuvor hatte es jedoch die Laudatorin Nelly Möller geschafft, ein Bild von Juretzka zu zeichnen: „Unprätentiös, uneitel, ein bisschen unkonventionell.“ Als Organisatorin von Lesungen wusste sie, dass Jörg Juretzka anfangs „nicht so recht Lust aufs Publikum“ hatte. „Öffentlichkeitsscheu und maulfaul“ traf auf „mantrahaftes kontinuierliches Zureden“. Schließlich konnten sich die Gäste selbst überzeugen. Juretzka las den Beginn seines Romans „Rotzig & Rotzig“ und bewies, dass er selbst der beste Interpret seines eigenständigen Humors ist.

Konzert als fünftes Abi-Fach

Während der Krimiautor für sein Gesamtkunstwerk ausgezeichnet wurde, steht Aris Alexander Blettenberg noch am Anfang seiner Karriere. Der 18-Jährige wurde mit dem Förderpreis zum Ruhrpreis ausgezeichnet und erhielt 2500 Euro. Als Siebenjähriger bekam Blettenberg Klavierunterricht, mit acht war er das erste Mal Preisträger bei „Jugend musiziert“, mit neun begann der Mandolinenunterricht, mit zwölf komponierte er auf der Rückbank auf einer Autofahrt in den Urlaub.

Heute umfasst sein Oeuvre schon 250 Werke, darunter vermehrt Klavier- und Kammermusik. Auch Blettenberg verzichtete auf große Dankesworte, ließ lieber Musik sprechen. Zuvor hatte er unter vier Augen verraten, dass der Preis eine große Motivation sei, „weiterzumachen und sich nicht auszuruhen“. Als zusätzliches fünftes Abiturfach wird er ein Konzert geben, zu Ehren des Mülheimer Komponisten Friedrich August Bungert.