Mülheim. .

Während früher ein Autor, ein Glas Wasser vor sich, und mit mehr oder oft weniger Entertainerqualitäten vorlas, „sind die Ansprüche an Lesungen heute deutlich gestiegen“, weiß Claudia vom Felde. So sei es manchmal besser, einen Schauspieler zu engagieren und nach den Lesungen werde eine Reflexion, ein Diskurs oder Musik erwartet. Und in diesem Bewusstsein hat die Chefin der Stadtbibliothek und des Medienhauses für die 14. Auflage der „Herbstblätter“ eine unterhaltsame Mischung zusammengestellt: Zwölf Lesungen, dreimal mit Musik, Veranstaltungen mit Malerei und Kunst, zwei leckere Lesungen mit Weinverkostung sowie der traditionelle Unicef-Abend.

Die kleine, aber feine Reihe „wird gut angenommen“ und gehört fest zum Kultur-Repertoire in dieser Stadt. Und so werden die „Herbstblätter“ von Oktober bis November wieder Besucher ins Medienhaus wehen und damit auch die Innenstadt abends ein bisschen mehr beleben. Dabei verleiht „Anja’s Singabend“ der Literatur-Reihe eine musikalische Note. Das monatliche offene Singen für jedermann im Medienhaus hat sich etabliert und kommt gut an, „letztens waren 85 Gäste da“. Eingebettet wird auch die „sehr gut angelaufene“ Live-Musik-Reihe „Mittwochs im Medienhaus“ am 14. November.

Autoren - lokal und überregional

Nach den Kriterien „neue Buchproduktionen, die ich entweder gelesen oder gesehen habe, oder Autoren, die sich beworben haben“, sucht vom Felde aus. „Dabei versuche ich schon, etwas aus dem Ruhrgebiet dabei zu haben und auch Mülheimer Autoren einzubinden.“ Wie den frisch ernannten Ruhrpreisträger Jörg Juretzka, der am 16. November aus seinem Roman „Platinblondes Dynamit“ liest. Und wenn einer humorigen Unterhaltungswert hat, dann ist es der Mülheimer Schriftsteller. Mit dem Autor und Fotografen Rolf Stolz moderiert ein weiterer Mülheimer den Abend am 25. Oktober mit der Gruppe „Kunstgeflecht“, wobei sechs Kreative ihre Bilder präsentieren. Dazu werden Werke von Manuel de Falla vorgelesen und Stücke von Claude Debussy auf Gitarre, Klavier und Flöte vorgetragen.

Kriminell geht’s weiter im Ruhrgebiet: Aus der Nachbarschaft kommt Irene Scharenberg am 6. November und liest aus ihrem zweiten Duisburgkrimi „Gefährliches Doppel“. Darin ermittelt Kommissar Pielkötter wieder in einer ungewöhnlichen Sache. Dagegen wird das ferne Südamerika am 26. Oktober nach Mülheim geholt mit einer Hommage an den großen chilenischen Dichter Pablo Neruda mit Rezitation (Eva-Maria Coenen), Gitarre (Frank Kedzierski) und Mezzosopran (Francisca Hahn).

Weinlesung und Lebensmut

„Sehr beliebt sind auch die Wein-Lesungen“, betont Claudia vom Felde. Süffig eröffnet Paul Grote die „Herbstblätter“ mit Ausschnitten aus dem Krimi „Sein letzter Burgunder“ am Mittwoch, 24. Oktober. Der Berliner Autor, der jahrelang Berichterstatter in Südamerika war, hat mittlerweile acht Weinkrimis geschrieben, „die sehr von seinen Kenntnissen über Wein und Weinanbau leben“. Passend zum Buch ist an diesem Abend ein Burgunder im Ausschank. Wein wird ebenfalls gereicht, wenn Natalie Lumpp am 15. November kommt und „Essen und Wein“ schmackhaft macht. Für das Hallwag Buch erhielt sie erst im April die Schweizer Silberlorbeeren Medaille. Die Sommelière ist bereits zum vierten Mal zu Gast in Mülheim und im letzten Jahr ging es um Wein und Schokolade.

Einem weniger genussvollen, aber spannendem Thema widmet sich Julian Petrin in „Nexthamburg“ am 30. Oktober. Bei dem Projekt werden die Bürger selbst zu Stadtentwicklern, entwerfen Stadtvisionen und laden Politik und Verwaltung zur Diskussion ein. „Ein interessantes Thema auch für Mülheim“, so vom Felde.

Eine Geschichte über Lebensmut steht am 29. Oktober im Mittelpunkt, wenn Florian Sitzmann aus „Bloß keine halben Sachen“ liest. Bei einem Unfall verlor er beide Beine. In seinen Büchern beschreibt er, wie der Alltag mit diesem Handicap möglich ist, aber auch wie positiv das Leben für ihn trotz Behinderung ist. Er treibt er Sport, feiert Erfolge als Handbiker bei den Paralympics und ist als Keyboarder bei den Söhnen Mannheims.

Und einen amüsanten „Oberlehrer“ gibt der junge Autor Bastian Bielendorfer, wenn er am 30. November Einblicke in sein Leben als Lehrerkind gibt und sein neues Buch „Lebenslänglich Klassenfahrt“ vorstellt.