Mülheim.

Mit „Freakshow“ hat Jörg Juretzka im Herbst seinen vorerst letzten Krimi um den originellen Privatdetektiv Kristof Kryszinski herausgebracht. Episoden aus allen zehn Krimis gibt der Autor zu Silvester im Ringlokschuppen zum Besten. Mordsmäßig Musik machen „The New“ dazu. Derweil dreht Juretzka die Slapstick-Schraube, mit der er schon in seinen Krimis tüchtig und tiefgründig bohrte, weiter.

Sie arbeiten gerade an ihrem ersten Roman. Wann ist damit zu rechnen?

Jörg Juretzka: „Platinblondes Dynamit“ wird schon Ende Februar, Anfang März bei Pentragon in einer broschierten Fassung erscheinen. Ich freue mich enorm darauf. Ich finde, der Roman ist sehr schön geworden.

Was erwartet uns vom Genre-Wechsel?

Juretzka: Es ist eine Komödie, wenn auch mit dramatischem Verlauf – eine Groteske, Burleske, eine Satire. Aber es beschäftigt sich auch mit der Frage, warum es häufig ausgerechnet unsere Frustrationen sind, die Einfluss auf unsere Träume nehmen. Und damit Einfluss nehmen auf unser Handeln und bei Künstlern auf das kreative Schaffen.

Was ist die Geschichte?

Juretzka: Einem Autoren kommt seine frisch erschaffene weibliche Hauptfigur abhanden. Diese Figur heißt „Pussycat“ und sie hat den Charakter ihres männlichen Vorgängers Jack Knife, ein unglaublich raubeiniger, bärbeißiger, zynischer Privatdetektiv. Da alle Figuren meines Autoren, der Volkmar Windell heißt, Figuren aus seiner Umgebung entsprechen, sieht Pussycat so aus wie ihr Schöpfer, nur mit einer unglaublichen blonden Lockenpracht. Sie entkommt aus dem New York der 1940er Jahre ins heutige Köln. Das heißt, aus dem Schwarz-Weiß in die Welt der Farbe. Und da stellt sie nur Blödsinn an. Weil sie tatsächlich so aussieht wie ihr Schöpfer, wird er mit ihren Taten beschuldigt und alle Welt verdächtigt ihn, mit blonder Lockenperücke herumzulaufen und Blödsinn zu machen. Es gibt reichlich Verwicklungen.

Ist das auch eine Rollen-Geschlechter-Verwechslungsgeschichte?

Juretzka: Nee, es ist ein bisschen eine Satire auf alle Arten von mehr oder weniger seichter Literatur. Es geht auch um typische Frauenromane und typische Pulp-Fiction-Geschichten.

Nach den ganzen Krimis – ist das ihr erster Roman?

Juretzka: Es ist mein erstes Erwachsenen-Buch nicht aus der Ich-Erzähler-Perspektive. Das gibt mir ganz andere Möglichkeiten an die Hand und macht mir enorm Spaß. Ich hatte die Scheuklappen des Ich-Erzählers ein ganz klein wenig satt nach zehn Kristof-Kryszinski-Romanen.

Ist es Ihnen schwer gefallen, sich von Kryszinski zu lösen?

Juretzka: Ich habe die Kryszinki-Reihe ja nicht eingestellt. Ich nehm’ ja nur eine Auszeit. Zehn ist eine doofe Zahl, um aufzuhören. Es sollte eine Elf oder Dreizehn sein, irgend etwas Krummes jedenfalls.

Gibt’s noch das Vorhaben, die Krimis fürs Fernsehen zu verfilmen?

Juretzka: Der Rotbuch-Verlag macht inzwischen Werbung bei verschiedenen Produktionsfirmen für dieses Projekt. Ich weiß aber noch nichts davon, dass da jemand angebissen hätte. Versucht wird es weiterhin. Selbst die „Welt am Sonntag“ hat geschrieben, dass es eigentlich unverständlich ist, warum sich die Fernsehgesellschaften diesen temporeichen Stoff entgehen lassen.

Im Vorweihnachtsgeschäft ist die Konkurrenz auf dem Buchmarkt groß. Wie kommt der zehnte Kryszinski an?

Juretzka: Der kommt gut an. Das Buch läuft ähnlich gut wie sein Vorgänger, aber nicht sensationell. Das hatte ich aber auch nicht erwartet. Es ist halt der Zehnte in einer Reihe und da wird’s schwer.

Der Privatdetektiv hat eine erstaunliche Fangemeinde.

Juretzka: Ja, eine sehr engagierte, sehr sehr treue Fangemeinde. Das ist schön.

Sie waren mit „Freakshow“ auch auf der Frankfurter Buchmesse.

Juretzka: Ja. Aber auf der Buchmesse habe ich schon aus „Platinblondes Dynamit“ gelesen. Das neue Buch wird keinen Kryszinski- oder Juretzka-Fan enttäuschen. Da bin ich sicher.