Mülheim.

Vielleicht ist es gerade der Kontrast, der die Spannung ausmacht, denn unterschiedlicher als diese beiden Preisträger können Menschen kaum sein. Es fängt schon damit an, dass der eine ein kräftig kariertes, der andere ein zart gestreiftes Hemd trägt. Während der eine als gelernter Tischler und Zimmermann – im kanadischen Blockhüttenbau erprobt – durchaus mal auf dem Bau zupacken kann, greift der andere in die Klavier-Tasten.

Jörg Juretzka, Jahrgang 1955, ist arrivierter Autor, steht auf Krimis, Punk-Rock und Motorräder. Viel hat er schon in seinem Leben gesehen, und so seziert er seine Umwelt mit satirischem Blick, lakonischem Witz, Schlagfertigkeit und hemdsärmeligem Charme.

Aris Blettenberg ist ein zielstrebiger junger Mann, dem Klavier, Klassik, Kompositionen über alles gehen, und der wohl vor einer großen Karriere auf den Bühnen dieser Welt steht. Statt Thrillern liest er Partituren und Fachliteratur, „das ist sehr fesselnd“. Aber wenn man den 17-Jährigen fragt, ob er mit Juretzka mal auf ein Rockkonzert gehen würde, dann sagt er spontan: „Na klar.“

Krimis und Kinderbücher

Man sollte meinen, dass Jörg Juretzka schon längst den „Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft“ eingeheimst hat. Seit 1998 schickt er den schrägen Privatdetektiv Kristof Kryszinski auf Verbrecherjagd durchs Revier, aber auch schon mal in die Schweizer Alpen, auf Kreuzfahrt oder in den wilden Westen. Dreimal erhielt er den Deutschen Krimipreis, den Literaturpreis Ruhr und weitere Auszeichnungen. Daneben hat er bislang zwei Kinderbücher geschrieben.

Nach dem zehnten Krimi gönnte er Kryszinski erst mal eine Pause, brachte in diesem Jahr mit „Platinblondes Dynamit“ heraus – eine Parodie auf Heftromane, auf die Literatur- und Medienbranche. Auch Drehbücher für eine Sitcom hat er schon geschrieben, „aber das ist nicht meine Welt“. In Planung sind bereits drei neue Projekte, „da mache ich mich im Herbst dran“. Für die Medien-Satire unter dem fiktiven Arbeitstitel „Schlachtfeld der Liebe“ bewegt er sich gerade in den Untiefen des Fernsehens, genauer: bei der Daily-Soap „Verbotene Liebe“, die er immer guckt. „Ich nenne es das tägliche Grauen.“ Zudem sind ein neuer Kryszinski und ein weiteres Kinderbuch angedacht.

Ruhrpreis in Höhe von 5500 Euro

Als Juretzka den Anruf von Kulturdezernent Ulrich Ernst mit der frohen Kunde über den Ruhrpreis erhielt, „da stand ich gerade am Herd und kochte Nudeln“, sagt Juretzka. Danach war zwar nix mehr mit „als dente“, aber „ich habe mich sehr gefreut, und die Nudeln sind doch noch ganz gut geraten“.

Die Sparkasse stiftet seit 1995 den Ruhrpreis in Gesamthöhe von 5500 Euro. Während Juretzka den Hauptpreis und die 3000 Euro „freundlich entgegen nimmt“ und das „Geld auf den Kopp hauen“ will, legt Aris Blettenberg seine 2500 Euro zukunftssicher „fürs spätere Studium“ an. Es werde wohl auf die Hochschule für Musik in München hinauslaufen und die Stadt sei teuer. Doch erstmal muss Blettenberg im nächsten Jahr sein Abi am Otto-Pankok-Gymnasium bauen. Und da plane er, als fünftes Abiturfach ein Konzert zu Ehren des Mülheimer Komponisten Friedrich August Bungert (1845 bis 1915) aufzuführen. Es sei schade, dass dieser Komponist ein Schattendasein führe.

Mit einem Bein ist Blettenberg quasi schon in München, ist bereits Meisterschüler bei dem bekannten Pianisten Professor Andreas Groethysen, der kein Unbekannter beim Klavier-Festival Ruhr ist. Schon mehrfach ging der junge Mülheimer als erster Preisträger bei „Jugend musiziert“ und anderen Wettbewerben hervor. 2011 feierte er sein Debüt als Solist mit den Duisburger Philharmonikern in der ausverkauften Mercator-Halle. Weitere Auftritte: Deutsche Oper am Rhein, Essener Philharmonie und Düsseldorfer Tonhalle. Und als Komponist umfasst sein Oeuvre bereits 250 Werke, darunter viel Klavier- und Kammermusik.

Man darf also darauf gespannt sein, auf welchen Musikstil sich die Preisträger bei der Verleihung in der Sparkasse im Herbst einigen.