Mülheim. .

Als der deutsche Rezitator schlechthin hat sich Lutz Görner (67) einen Ruf erworben. Der Künstler weilt nächste Woche in Mülheim. An vier Abenden ist der in Weimar lebende Schauspieler mit der sonoren Stimme zu Gast im Altenhof, wo er die deutsche Dichtkunst in verschiedenen Programmen zelebriert: ­Heinrich Heine, Johann Wolfgang von Goethe, Kurt Tucholsky und andere Klassiker amüsant nach dem Motto „Literatur für alle“.

Wo sind Sie gerade?

Lutz Görner: Ich sitze im Auto, warte auf meine Frau und es regnet in Köln. Ich gastiere gerade in Köln.

Goethe, Heine und andere große Dichter. Sind damit heutzutage noch Jugendliche zu begeistern?

Görner: Heutzutage haben die jungen Leute andere Probleme, weil die neue Kulturtechnik noch wesentlich einschneidender ist als die mit den beweglichen Lettern von ­Gutenberg. Das war ja auch ein Einschnitt in unser kulturelles Leben, weil es Bücher, Zeitungen und all diese Sachen gab. Handy, Computer und andere Medien sind jetzt die nächste Stufe. Die jungen Leute dürfen nicht die Zeit verpassen.

Stichwort Multimedia. Lassen Sie sich noch darauf ein?

Görner: Ich habe 17 Jahre lang die Fernsehserie ,Lyrik für alle’ bei 3sat gehabt. Ich glaube, weltweit hat es so etwas noch nie gegeben, dass jemand über solch einen langen Zeitraum jede Woche Gedichte im Fernsehen vortragen kann. Und dann habe ich dreieinhalb Millionen Tonträger verkauft. Meine Web-Seite ist in einem ordentlichen Zustand und ich bin bei Facebook vertreten. Ich mache das alles mit, weil die Älteren mittlerweile wissen, dass es für ihr Leben notwendig ist, sich diese Sachen draufzuschaffen.

Wie kam die Berufung für die großen Dichter?

Görner: Indem ich Heine gelesen habe. Das hat mir so gut gefallen, dass es sich ziemlich schnell zu einem ­Beruf entwickelt hat.

Was erwartet den Zuhörer bei Titeln wie „Goethe liebt“?

Görner: Das ist von den vier Programmen das schönste. Goethe hat sehr lange gelebt und war bereit, sich wirklich zu outen und sich nicht hinter ­irgendwelchen Dingen zu verstecken. Er hat nur zwei Frauen in seinem Leben wirklich geliebt – Charlotte von Stein und Christiane Vulpius. Einmal eine platonische Liebe über zehn Jahre und einmal eine körperliche Liebe bis zum Tod von Christiane Vulpius. Ansonsten war er sehr oft verliebt und hat fast 2000 Liebesgedichte geschrieben. Welche nach dem Motto ,lieben belebt’, aber auch solche nach dem Motto ,Leidenschaft bringt Leiden’. Er war einer, der die Frauen geliebt und nicht ausgenutzt hat. Anhand dieser vielen Liebesgedichte war ich in der Lage, Goethes Leben zu erzählen.