Mülheim.
Kinder sollen Lust auf’s Lesen bekommen, neugierig werden, Bücher für sich entdecken. Allen Beteiligten des Netzwerks „Literacy“ geht es darum, Kindern diese Lust am geschriebenen Wort, am gedruckten Buchstaben, am Buch zu vermitteln.
Die städtischen Einrichtungen, Kulturdezernent Ulrich Ernst, Leiterin des Medienhauses Claudia vom Felde, Martina Kleinewegen von der RAA, „Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Einwandererfamilien“, Caritas und das Centrum für Bürgerschaftliches Engagement (CBE) ziehen dafür an einem Strang.
Michael Schüring, Geschäftsführer des CBE, beschreibt kurz: „Alle Aktivitäten gibt es schon lange. Wir haben nur die bestehenden Strukturen gebündelt und bilden die Schnittstelle.“ So liest zurzeit eine Gruppe von rund 20 Lesepaten, 18 Frauen und zwei Männern, in unterschiedlichen Stadtteilen, Stadtteilzentren, Büchereien, Grundschulen oder Kitas Kindern vor. Nachwuchs sei erwünscht!
Begrüßung mit Handpuppe
Birgit Hass, eine von sieben ausgebildeten Literaturpädagogen in Deutschland, vermittelt den Paten theoretische Bausteine und gibt praktische Anleitungen. „Kindergartenkindern sollte man zum Beispiel nur 15 Minuten am Stück vorlesen, um dann etwas anderes mit ihnen zu machen. Sie können sich nicht so lange konzentrieren“, sagt die pädagogische Mitarbeiterin der Stadtbibliothek. Es werden Kriterien vermittelt, nach denen Kinderbücher ausgewählt werden können. Es kommt darauf an, zu lernen, ob die erzieherische Qualität der Bücher gut ist.
Auch Rituale und zum Buch passende Dekoration sind in den Vorlesestunden wichtig. So können die Paten die Kinder immer mit der gleichen Handpuppe begrüßen, zu einer Piratenkiste eine Schatzkiste packen oder eine Verkleidungskiste mitbringen. „Schuhkartons mit Requisiten, Kniebücher, ein japanisches Erzähltheater mit Stabpuppen oder andere Hilfsmittel stellen wir den Paten auf Wunsch gerne zur Verfügung“, sagt Birgit Hass. „Wir wollen die Kinder da abholen, wo sie stehen. Vorlesesituationen sollten vor allem immer spielerisch und ohne äußeren Druck sein“, rät Erika Huck, die in der der Kita „Bärenhöhle“ in Broich vorliest.
Zuhören soll Spaß machen
Gaby Rüter, WAZ-Redakteurin im Ruhestand und heute Lesepatin im Stadtteilzentrum Eppinghofen, möchte „Kindern das Wort auf Papier vermitteln“. Sie animiere die, Kinder auch dazu, sich gegenseitig vorlesen. „Da ist es manchmal nicht ganz leicht, sich auf ein Buch zu einigen“, lacht die Lesepatin.
Wer Interesse hat, Kinder vorzulesen, kann sich beim CBE an der Wallstraße 7 melden. Telefonische Auskünfte gibt es unter 970680. Michael Schüring erklärt: „Wir beraten Menschen, die sich bei uns melden und vermitteln sie in passende Einrichtungen.“