Mülheim. . Angelika Winzen verliert die Geduld. Seit Anfang Juli lebt die 67-Jährige Mülheimerin mit einem Loch in der Badezimmerwand. Nach einem Wasserschaden wurde es von Handwerkern hinterlassen. Jetzt schieben sich Immobilienverwaltung und Sanierungsfirma gegenseitig die Schuld für den Schaden zu.

„Hängen Sie doch Christbaumkugeln an die Rohre und Kabel, dann sieht es nicht so trist aus“, habe der letzte Gutachter als Scherz zu Angelika Winzen gesagt. Der 67-Jährigen ist schon lange nicht mehr zum Lachen zu Mute und sie will auch nicht auf Weihnachten warten, bis sie endlich wieder eine ordentliche Wand über ihrer Badewanne hat.

Seit Anfang Juni lebt sie schon mit dem riesigen Loch in der Badezimmerwand: Am Kopfende über der Badewanne hat die Mieterin freien Blick auf Rohre, Leitungen und Schutt. Die Armaturen hängen lose am letzten Fetzen, den die Handwerker nicht eingerissen haben. Nicht mal eine Folie als provisorische Abdeckung wurde vor das Loch gehangen.

90 Euro für Bautrockner-Einsatz

Ostern fing es an, da hatte Angelika Winzen die Flecken an ihrer Badezimmerdecke bemerkt und sich an die Oberhausener Immobilienverwaltung Boksteen & Friends gewandt. Das Unternehmen verwaltet die Immobilie auf der Kaiserstraße im Auftrag des Besitzers. Boksteen schickte eine Mülheimer Sanitätsfirma zur Wohnung, die sich den Schaden ansehen sollte. Der Befund: Wasserschaden; insgesamt drei Wohnungen waren betroffen.

Um den Schaden zu beheben, hat die Sanitätsfirma um Pfingsten herum die Wand mit den Rohrleitungen in Winzens Badezimmer eingerissen und einen Bautrockner aufgestellt. „Der lief eine ganze Woche am Stück“ sagt Winzen. Die Rentnerin hat bei ihrem Stromanbieter nachgefragt: Rund 90 Euro an Strom habe sie der Einsatz des Bautrockners gekostet.

Danach passierte erstmal nichts mehr auf der Baustelle. „Da kamen immer wieder Gutachter oder Handwerker und haben sich das Loch angesehen“, sagt Winzen, „getan haben sie aber nichts.“

Miete gemindert

Die Rentnerin hatte bereits seit Mai die Miete um 15 Prozent (80 Euro) gemindert und den Mieterbund eingeschaltet. Nach wiederholtem Schriftverkehr, heiße es von Booksteen, dass die Arbeiten nicht fortgesetzt werden, weil die Versicherung keine Freigabe erteilt habe, sagt Rechtsanwältin Christina Kaldenhoff vom Mieterbund.

Verantwortlich für die Verzögerung sei die Sanitätsfirma, heißt es von Boksteen. Nach dem ersten Kostenvoranschlag, der von der Immobilienverwaltung bewilligt wurde, habe die Sanitätsfirma plötzlich eine komplette Sanierung der Wasserleitungen gewollt und Teilrechnungen für die bis dato geleisteten Arbeiten gestellt.

Schuldzuweisungen

Der Gutachter der Versicherung halte eine Komplettsanierung allerdings für unnötig und habe sie daher nicht bewilligt. Daraufhin habe die Sanierungsfirma die Arbeit eingestellt, sagt Boksteen.

Die Sanierungsfirma schiebt die Schuld zurück auf die Immobilienverwaltung: Boksteen habe die Rechnungen nicht zahlen wollen.

„Wir sind in Vorlage getreten und haben die Teilrechnungen fristgerecht bezahlt“, versichert Boksteen. Nach einem halben Jahr hat die Immobilienverwaltung angekündigt, dass die Arbeiten fortgesetzt werden. „Wir haben eine andere Firma mit den Arbeiten beauftragt“, sagt Fabian Deegen, zuständiger Sachbearbeiter bei Boksteen. „Die waren gestern da und haben die Tapete runtergerissen und gesagt, dass sie nächste Woche das Loch zumachen werden“, sagt Winzen. Die 67-Jährige hofft, dass dieses Mal nicht nur ein weiterer Gutachter vorbeikommt, um sich das Loch anzusehen.