Mülheim. .
Jugendliche haben in diesem Herbst keine Wahl – und sie sind selbst Schuld: Die Wahl des Jugendstadtrats (JSR) wird ausgesetzt, weil sich nicht genug Kandidaten fanden. Die aktuellen Jugendstadträte bleiben wohl bis 2013 im Amt. Welche Konsequenzen aus dem mangelnden Interesse gezogen werden, wird erst in den kommenden Wochen diskutiert.
Bereits 2010 war es knapp: Um vier Wochen wurde die Frist da verlegt, auf den letzten Drücker gingen noch sieben Bewerbungen ein. 31 waren es am Ende, 29 sind mindestens nötig. 2012 fehlen mit 19 ganze zehn Kandidatenvorschläge. „Nach den Sommerferien 2013“, heißt es in der Presseerklärung der Stadt, „soll erneut geprüft werden, ob eine Wahl zum Jugendstadtrat durchgeführt wird.“ In diesem Satz klingt Ungewissheit mit, und er greift die Frage auf, die sich bei dem offenkundigen Desinteresse aufdrängt: Macht ein Festhalten am JSR überhaupt Sinn?
Die Gründe sind nicht ganz klar
„So weit, den Jugendstadtrat aufzulösen, sind wir noch nicht“, betont Rechtsamtsleiterin Bettina Döbbe. „Denn die Jugendlichen, die sich engagieren, machen eine tolle Arbeit.“ Und sie arbeiten vorerst weiter: „Der bisherige Jugendstadtrat bleibt so lange in Funktion bis ein neuer gewählt ist.“ Das sei rechtlich „kein Problem“ – wobei sie einräumt, dass die Zahl der Jugendlichen, die tatsächlich an den Sitzungen teilnehmen, in Zukunft geringer sein wird. Eine Reihe hat in diesem Jahr den Schulabschluss gemacht, mit Studium oder Ausbildung begonnen. Die Frage, wie handlungsfähig das Gremium so dezimiert ist, steht im Raum, doch Bettina Döbbe ist sicher, dass sich viele dennoch weiter einbringen.
Über die Gründe für die geringe Kandidatenzahl kann nur spekuliert werden. Bettina Döbbe: „Jugendliche haben heute viel auf dem Zettel. Besonders durch die verkürzte Schulzeit haben sie ein straffes Programm.“ Da sei Freizeit knapp, würde lieber Sport als Politik gemacht. Dafür habe man noch keine Lösung. Gemeinsam mit der Jugendverwaltung werde man nun „gucken, was zu tun ist, um näher an die Jugendlichen zu kommen“. Letztlich, sagt die Rechtsamtsleiterin, müsse das Thema JSR auch politisch diskutiert werden.
Das hat Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld bereits angeregt. Laut Pressesprecher Volker Wiebels wird die OB „mit den Fraktionen ein Gespräch führen, um die Zukunft des Jugendstadtrats zu diskutieren“. Dabei gehe es nicht um endgültige Beschlüsse, sondern darum „zu hören, wie die Fraktionen dazu stehen und wie es weitergehen kann“.