Mülheim. .
„Bunt sind schon die Wälder...“ Wann haben Sie zum letzten Mal dieses Lied angestimmt? Und wie viele Leute haben denn heutzutage überhaupt noch die Zeit zum Trillern und Schmettern, ausgenommen die großen Auftritte unter der Dusche? Gemeinsames Singen gilt als altmodisch. In den Zeiten von Facebook, Google und dem Smartphone haben die Menschen aufgehört, miteinander zu musizieren. Nicht aber in Mülheim an der Ruhr.
Die Stadt singt wieder. Jeden Monat lädt die ausgebildete Sängerin und Pianistin Anja Lerch im Medienhaus zu offenen Singabenden ein. Da treffen sich Junge und Alte, Männer und Frauen, Deutsche und Migranten, um gemeinsam ihre Lieblingslieder anzustimmen. Die Musik ist ihre Universalsprache. Das Singen ist ihre Art zu entspannen und die Seele mit Freude aufzutanken.
Songtexte werden an die Wand projiziert
Der Saal im dritten Stock des Medienhauses füllt sich regelmäßig mit leidenschaftlichen Sängerinnen und Sängern. Manche kommen immer wieder, andere sind zum ersten Mal da, gelockt von Freunden und Bekannten. Ohne Noten, ohne Proben, jeder kann einfach loslegen und mitsingen. Die Stücke sind meist allen bekannt, die Songtexte werden an die Wand projiziert. Erstaunlich ist, wie viele Lieder man so mit sich trägt, und wie selten die Gelegenheit da ist, sie auch hören zu lassen.
Ob auf Englisch oder Deutsch, alle schmettern mit. Das Repertoire von Anja Lerch ist ja auch groß. Die Sänger suchen daraus gemeinsam ihre Favoriten aus: Elvis Presley, Marlene Dietrich, Beatles, Udo Jürgens und auch deutsche Volkslieder sind dabei. Anja Lerch sitzt am Klavier, spielt ein paar Töne und schon legen die Gäste los. 70 bis 80 Menschen stehen da und singen ohne Angst und Lampenfieber. Hier ist jeder der Star des Abends.
Vielfältiges Programm
„Das Programm ist jedes Mal unterschiedlich. Manchmal sind es mehr Rock- und Popsongs, dann wieder sind deutsche Volkslieder gefragt.. Ich schaue immer, wie die Stimmung ist. Heute haben wir ganz besinnliche Stücke dabei, vielleicht liegt es am Herbst“, sagt die dreifache Mutter.
Wie ist sie auf die Idee für „Anjas Singabende“ gekommen? „Ich mache zu jedem Anlass Musik mit meinen Kindern. Mir ist aber aufgefallen, dass die Leute immer weniger gemeinsam singen und habe mir gewünscht, einen Abend zu gestalten, an dem man wie früher am Lagerfeuer zusammensitzen kann. Mit Singen tankt man Kraft“, erklärt Anja Lerch ihr Konzept. In Mülheim finden ihre Veranstaltungen seit Mai statt und werden immer beliebter.
Schließlich ist es auf Dauer doch schöner, gemeinsam zu singen, als alleine unter der Dusche.
Termine: Einmal im Monat lädt Anja Lerch alle ins Medienhaus (3. Etage) ein, die nach Feierabend Lust am gemeinsamen Singen haben.
Nächste Termine: 8. November und 6. Dezember. Einlass ist ab 19 Uhr, das Singen beginnt um 20 Uhr (bis 22 Uhr). Eintritt ist frei.