Mülheim. .

Das Konzert in dem als Chorraum umfunktionierten U-Bahnhof Stadtmitte beginnt um 11.15 Uhr mit einem Happy-Birthday-Tusch für ein 13- und ein 84-jähriges Geburtstagskind, dann geht’s auch schon los mit der Singerei: Chorleiterin Petra Stahringer hat den musikalischen Tag mit ihrem gemischten Chor der musikalischen Werkstätten, dem Ensemble N8chtklang, einem Bläsertrio, einer Percussionistin und Ehemann Gijs Burger am Keyboard im Evangelischen Krankenhaus begonnen, um an diesem außergewöhnlichen Ort fortzufahren. Die Akustik in der unterirdischen Halle: perfekt. Rund 50 Besucher und Passanten genießen den 45-minütigen Auftritt, der seinen Höhepunkt mit dem Gänsehaut-Chorsatz „O Fortuna“ aus Carl Orffs Oper Carmina Burana erreicht.

Lieder zum Zuhören, Kanons zum Mitsingen und ein fetziger Calypso gegen die Vormittagssteifheit -- Petra Stahringer machte am Samstag vor, wie lebendig Musik sein kann. Sie dirigierte Chor und Publikum mit ganzem Körper- und Stimmeinsatz und zauberte mit ihren Sängern und Musikern gute Laune auf alle Gesichter. Sabine Köhler war gekommen, um dem Gesang einer ehemaligen Schulkollegin zu lauschen und bekräftigte: „Das Zuhören ist einfach nur wohltuend!“

Kaum hatten die Menschen den kühlen Untergrund verlassen, stand schon der nächste, aus Leibeskräften singende Chor auf der Schloßstraße. 19 Chöre beteiligten sich an dem Gesangstag in Mülheim – das zeigt: Hier wird gerne und viel gesungen!

Nach dem Steigerlied wurde auch das neue Mülheim-Lied gesungen

Auf dem Synagogenplatz hatten sich schon rund 300 Sangesfreudige in Erwartung des offiziellen, vom WDR übertragenen Startsignals um 12.10 Uhr versammelt. Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld begrüßte die Anwesenden zum offenen Singen des zweiten Day of Song, an dem 53 Ruhrgebietsstädte zur gleichen Zeit die gleichen Lieder in den Himmel schickten, und gab zu, sie sei froh, nicht alleine singen zu müssen.

Dann stimmte Chorleiter Tilman Wohlleber, der auch 2010 schon künstlerischer Leiter des Day of Song in Mülheim war, „Glück auf - Das Steigerlied“ an. In der Folge wurde auch das neue Mülheim-Lied des Gitarristen Peter Kar­kows­ki gemeinsam gesungen.

Um 14 Uhr ging es auf der Drehscheibe vorm Ringlokschuppen mit dem „Offenen Singen für Jederfrau und Jedermann“ weiter. Dagmar Mühlenfeld, die sich die Fortsetzung des Gesangstages nicht entgehen ließ, zitierte mit „Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe“ den bengalischen Dichter und Nobelpreisträger von 1913, Rabindranath Tagore. Die Kinderchöre setzten sich in die erste Reihe, andere Chöre verteilten sich auf Stufen und Bänken. Andere waren gekommen, um einfach zu genießen.

Lieder im Textheft ohne Noten

Irmgard Büse, Kirchenchormitglied der Gemeinde St. Mariae Geburt, war schon vom ersten Day of Song so angetan, dass sie sich den zweiten nicht entgehen lassen wollte. „Hauptsache, es groovt!“, meinte Tilman Wohlleber und übte die Lieder mit den Besuchern kurz ein – bedauerlicherweise waren die Lieder im Textheft ohne Noten abgedruckt.

Der Vollblutmusiker und wunderbare Sänger schaffte es, mit seinem Liederprogramm für Groß und Klein, einer Moritat, jazzigen Melodien, dem Nena-Hit „99 Luftballons“ oder dem Beatles-Klassiker „With a Little Help from my Friends“, dass alle voller Freude mitmachten, sangen, die Arme wie Blätter im Wind bewegten oder einfach nur genussvoll zuhörten.