Mülheim-Holthausen. Seit Jahren kämpft eine Bürgerinitiative in Holthausen gegen die Bebauung der freien Flächen auf dem Feld Oppspring/Tilsiter Straße. Die Initiative bekommt jetzt neue Rückendeckung durch ein weiteres Gutachten, das Wissenschaftler der Universität Bochum, Abteilung Geographie/Klimatologie, erstellt haben.
Die Forscher gingen der Frage nach, welchen Einfluss die Freifläche auf die Entstehung von Kaltluft hat. Seit Jahren warnen Anwohner und Umweltschützer in dem Gebiet davor, die Fläche mit Wohnhäusern zu bebauen, da damit eine wichtige Kaltluftschneise für die Belüftung der Innenstadt verloren gehe. Sie liegen damit richtig. „Im Rahmen der Messkampagne konnte zweifelsfrei sowohl die Bildung von Kaltluft als auch deren Abfluss in Richtung Rumbachtal nachgewiesen werden“, so Prof. Andreas Pflitsch.
Die Kaltluftbildung setze bereits vor Sonnenuntergang ein, während sich der gut ausgeprägte und ununterbrochene Kaltluftstrom direkt bei Einsetzen der Beschattung einstelle, heißt es in dem Gutachten. „Somit konnte bereits mit einer Messung eindeutig nachgewiesen werden, dass die beprobte Fläche zweifelsfrei als kaltluftproduzierende Fläche mit einem sehr gut ausgeprägten Kaltluftabfluss in Richtung Rumbachtal anzusehen ist und somit auch als Kaltluftlieferant für die Mülheimer Innenstadt wirkt“, so Pflitsch. Zwischen dem Oppspring, Tilsiter Straße, Holthauser Straße und Haustadt Hof fanden die Messungen statt.
Selbst Vorsorge ergreifen
Die Initiative „Frische Luft für Mülheim“ hält den Erhalt der Freiflächen für zwingend geboten und sieht sich auch durch die jüngste Aufforderung des Deutschen Städtetages bestätigt. Dieser hatte in einem Schreiben an alle Kommunen appelliert, mit Blick auf die Klimaveränderungen selbst Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. Der Erhalt von Frischluftschneisen wurde explizit genannt. Derzeit wird das Papier des Städtetages in mehreren Ausschüssen des Rates diskutiert.
„Wenn es in einem Gesamtkonzept um die Verbesserung der Luftqualität in Mülheim geht, welche die zweithöchste Autodichte Deutschlands aufweist, ist es dringend erforderlich, die Frisch- und Kaltluftzonen beizubehalten, sogar zu erweitern“, erklärt die Sprecherin der Initiative, Britta Stalleicken.
Die ständig wachsenden Verkehrsmenge durch Pkw- und Lkw-Verkehre verursachten nach wie vor erhebliche Luftschadstoffbelastungen in der Stadt. Eine weitere Bebauung klimarelevanter Flächen, so Britta Stalleicken, würde in einem gegensätzlichen Verhältnis zu den wissenschaftlichen Empfehlungen und denen des Städtetages stehen.