Mülheim.
Vorsicht zwischen 8 und 9 Uhr am Morgen: Er geht zur Arbeit, sie bringt das Kind in den Kindergarten – freie Bahn für den Einbrecher. Die Masse der Einbrüche, sagt der Leiter des Einbruchskommissariates, Gisbert Tiede, erfolge nach wie vor am Tag. Ab 21.30 Uhr haben auch Einbrecher in der Regel Feierabend. Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt in diesem Jahr, das kann die Polizei jetzt schon sagen – trotz Personalverstärkung in der Bekämpfung, trotz Ausweitung der Prävention, trotz spezieller Schulungen der Beamten.
„Auch die andere Seite lernt“, sagt Tiede und weiß, die Polizei könnte erfolgreicher sein, „wenn uns der Bürger hilft“.
Nur elf Prozent der Wohnungsaufbrüche werden derzeit aufgeklärt. Die Täter: Viele kommen von auswärts, über die Autobahn und verschwinden auch über diese. Maximal drei Einbrüche in einer Straße, und das in zwei, drei Stunden, so sind die Erfahrungen der Polizei in Mülheim. Einer wartet im Wagen, zwei sind in den Wohnungen unterwegs, mitgenommen, so Tiede, werde nur schnell Tragbares. Von der Rheinschiene bis ins Ruhrgebiet hat sich die Polizei in der Bekämpfung der Einbrüche besser vernetzt, eine Reaktion auf die Täterströme.
Jeder dritte Versuch scheitert
Der Bürger wird als Zeuge, kritischer Beobachter, schneller Melder gebraucht. Viel zu selten noch, sagt Tiede im Gespräch mit der WAZ, würden verdächtige Beobachtungen gemeldet. „Die Menschen sollten sich mehr auf ihr Bauchgefühl verlassen“, sagt Thomas Weise von der Polizei.
Als typischen Fall schildert Tiede: „Zwei Männer begegnen einem im Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses, sie sind nicht bekannt und sagen plötzlich, dass sie den Zahnarzt suchen, den es weit und breit in der Umgebung nicht gibt.“ Oder: Oft höre die Polizei am Tatort, dass Nachbarn schon vor Tagen ein Auto mit einem fremden Nummernschild in der Straße gesehen haben. Tiede: „Wem etwas in der Straße verdächtig vorkommt, sollte sich nicht scheuen, uns das zügig zu melden.“
Verbessert werden könnte aus Sicht der Polizei auch die Prävention. Die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle werde noch zu selten in Anspruch genommen. Dabei sei festzustellen: Wer sich besser absichert, bleibt oft verschont. „Jeder dritte Einbruchversuch scheitert inzwischen, weil die Täter eben nicht schnell zum Ziel kommen.“
Einbrüche haben oft traumatisierende Wirkung auf das Opfer, sagt Tiede. Allerdings kann er beruhigen: „Die Begegnung Einbrecher Opfer sei ganz, ganz selten.“