Mülheim. .

Die Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte Annette Sommerhoff bietet der Alzheimer Selbsthilfegruppe in ihrem Haus schon lange ein Forum für ihre regelmäßigen Zusammenkünfte, erst recht am Welt-Alzheimertag. „Die größte Schwierigkeit der betroffenen Menschen ist es, die Schwelle zu überwinden und sich Hilfe und Unterstützung zu holen“, sagt der 87-jährige Gerd Weinfurth, der vor 20 Jahren die Alzheimer Selbsthilfegruppe gegründet hat, weil seine Frau schon früh an Alzheimer erkrankt war.

„Hier im Haus können wir dazu beitragen, diese Hemmschwelle zu mindern, weil das Haus ein Ort der Begegnung ist und die Menschen sich bei uns ganz unverbindlich informieren können“, sagt Sommerhoff, Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft. So ist auch der Tag gut besucht, die Vorträge locken rund 100 Menschen an den Scharpenberg.

Anteil der Demenzkranken wird sich verdoppeln

Dorothee Tolba, die ihren mehrfach behinderten Mann seit zwölf Jahren pflegt, hat das Angebot angenommen und besucht die Vorträge. „Ich lerne jetzt erst, dass sich auch mal andere um meinen Mann kümmern können, obwohl ich selber Krankenschwester bin“, sagt sie und verabschiedet sich liebevoll von ihrem Mann, der teilnahmslos im Rollstuhl sitzt.

Roland Angenvoort, Regionaldirektor der AOK Rheinland/Hamburg, hält einen Vortag über „Demenz und die Leistungen der Pflegeversicherung in 2012“.

Er sagt, dass sich in den nächsten 20 Jahren der Anteil der Demenzkranken verdoppelt. „Aktuell rufen von 60.000 Erkrankten im Rheinland nur 12.000 Leistungen der Pflegeversicherung ab. Es steht den Menschen zu, aber sie sind nicht ausreichend informiert, und das möchten wir durch kurzfristige, qualifizierte Beratung der Angehörigen ändern“, verspricht er. Am 21. September hat die Politik das Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz, kurz PNG, beschlossen, das den Pflegekassen mehr Geld für Demenzkranke bereitstellt.

Pflegende Angehörige werden immer älter

Dr. Andreas Schöpf, Vorstand der Gesellschaft und Geriater, sagt deutlich: „Mülheim ist die zweitälteste Stadt in Deutschland, 25 Prozent sind 65 Jahre oder älter, der Anteil der Steinalten, der „Lithogeronten“, steigt, und damit nicht nur die Zahl der Demenzkranken, sondern auch die Anzahl anderer Erkrankungen. Auch die pflegenden Angehörigen werden immer älter und durch die aufopfernde Pflege ebenfalls krank, bis hin zum Burnout. Da muss man jetzt gegensteuern“, sagt der Chefarzt und hofft auf die geplante Tagesklinik im Ev. Krankenhaus.