Genf. Laut dem aktuellen Demenzbericht der Weltgesundheitsorganisation könnte sich die Zahl der Demenzkranken bis 2030 nahezu verdoppeln. Die Krankheit müsse dringend zu einem Schwerpunkt der Gesundheits- und Sozialpolitik gemacht werden, sagte der Leiter der WHO-Abteilung für physische Gesundheit, Shekhar Saxena.

Der aktuelle Demenzbericht der Weltgesundheitsorganisation zeichnet ein dramatisches Bild: Die Zahl der Betroffenen könnte sich von 35,6 Millionen Menschen im Jahr 2010 auf 65,7 Millionen Erkrankte im Jahr 2030 nahezu verdoppeln. Die Gesundheitssysteme seien darauf aber noch nicht ausreichend vorbereitet. Bis 2050 könnte sich die Zahl laut dem Bericht der WHO und der Alzheimer's Disease International (ADI) auf mehr als 115 Millionen erhöhen. Zudem zeige die Auswertung von Daten aus Ländern mit niedrigen und mittleren Durchschnittseinkommen, dass Demenz ein globales Problem sei.

Die Krankheit müsse dringend zu einem Schwerpunkt der Gesundheits- und Sozialpolitik gemacht werden, sagte der Leiter der WHO-Abteilung für physische Gesundheit, Shekhar Saxena. Bisher verfügten lediglich 8 von 194 WHO-Mitgliedsstaaten über einen nationalen Plan für Demenzerkrankungen. Zudem müssten die Angehörigen, die sich um Demenzkranke kümmern, besser unterstützt werden. Auch wenn eine Heilung der Krankheit derzeit noch nicht möglich sei, könne viel dafür getan werden, das Leben der Betroffenen zu verbessern. Daher müsse auch die Forschung auf diesem Gebiet intensiviert werden.

Rasant steigende Kosten

Die Kosten für die Gesundheitssysteme, die gegenwärtig auf rund 460 Milliarden Euro geschätzt werden, steigen laut dem Bericht noch schneller als die Zahl der Erkrankungen. ADI-Geschäftsführer Marc Wortmann sprach von einem "sozialen und wirtschaftlichen Alptraum". Die Gesundheitssystems seien auf die explosionsartige Ausbreitung der Demenzerkrankungen nicht vorbereitet.

Die Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, Heike von Lützau-Hohlbein, erneuerte ihre Forderung nach einem nationalen Demenzplan. Dieser müsse Standards definieren und eine überprüfbare Umsetzung vorgeben. Derzeit seien in Deutschland 1,2 Millionen Menschen betroffen, bis zum Jahr 2050 könne sich die Zahl auf 2,6 Millionen Erkrankte erhöhen. (dapd)