Berlin. Die eigenen Bedürfnisse kommen bei Menschen, die ihre Angehörigen rund um die Uhr pflegen, oft zu kurz. Doch um jemanden pflegen zu können, muss man auch auf sich selbst Acht geben. So seien regelmäßige Auszeiten im Alltag enorm wichtig, betont Diplom-Psychologin Imke Wolf.

Viele Menschen pflegen rund um die Uhr einen Angehörigen. Zeit für ihre eigenen Bedürfnisse bleibt ihnen dabei selten. "Um jemand anderen gut pflegen zu können, muss man sich selbst allerdings genauso gut pflegen", betont Imke Wolf, Leiterin der Online-Pflegeberatung pflegen-und-leben.de. Regelmäßige Auszeiten seien enorm wichtig, um neue Energie für die anstrengende Aufgabe zu sammeln. "Um sich zu regenerieren, reicht es nicht, einmal im Jahr vier Wochen Urlaub zu machen", betont die Diplom-Psychologin aus Berlin.

Viel effektiver sei es, wenn man sich im Alltag immer wieder kleine Inseln des Durchatmens schaffe. "Das können schon fünf Minuten sein, in denen man sich auf den Balkon setzt, einen Tee trinkt und ein bisschen runterkommt", sagt die Expertin. Manchen tue es auch gut, sich einem Hobby zu widmen, Mittagsschlaf zu halten oder Tagebuch zu schreiben. Auch ein Spaziergang, bei dem man die kleinen Kostbarkeiten der Natur bewusst wahrnehme, wirke Wunder.

Kontakte zur Außenwelt Pflegen

"Wichtig ist, dass man solche Pausen fest in seinen Tagesrhythmus einbaut", sagt Imke Wolf. Kontakte zu Familie und Freunden sollten Betroffene bewusst pflegen. "Schon eine kurze Unterhaltung mit dem Nachbarn übers Gärtnern macht einem wieder bewusst, dass es auch noch andere Dinge im Leben gibt", sagt Wolf. Die Expertin rät pflegenden Angehörigen außerdem, auf gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und erholsamen Schlaf zu achten.

"Es ist schon sehr wirkungsvoll, wenn man im Alltag den Fahrstuhl gegen die Treppe und das Auto gegen das Fahrrad austauscht", sagt Wolf. Auch ein kühles Schlafzimmer und eine gute Matratze tragen dazu bei, dass der Körper sich vom anstrengenden Pflegealltag erholen kann. (dapd)