Siegen. . Die Pflege eines Demenzkranken bürdet den Pflegenden oftmals eine große Last auf. Überforderungen sind keine Seltenheit. Aber: Nur wer sich selbst etwas Gutes tut, kann auch anderen etwas Gutes tun. Eine Expertin verrät, wie das geht.

Demenz bedeutet einen massiven Einschnitt im Leben eines Menschen – sowohl bei den Betroffenen als auch bei den Angehörigen. Die Pflege eines Demenzkranken bürdet den Pflegenden in vielen Fällen eine große Last auf. Aber: Gerade das eigene Wohlbefinden der Angehörigen ist von enormer Bedeutung für eine optimale Pflege.

Dies hat Diplompsychologin Andrea Faller beim „Tag der Angehörigen“, der im Vorfeld des Weltalzheimertags in der Siegerlandhalle stattfand, in ihrem Seminar „Einfach mal tief durchatmen - Angehörige achten auf sich“ herausgestellt: Nur wer sich selbst etwas Gutes tut, kann auch anderen etwas Gutes tun.

Schon ein Lächeln baut Stress ab

Dabei spielen auch Pausen und kleine Oasen innerhalb des Alltags eine Rolle. So könne ein so genannter „Body -Scan“, die konzentrierte Wahrnehmung des eigenen Körpers, helfen. Die Übung ist so simpel wie effektiv und vor allem in den eigenen vier Wänden jederzeit ausführbar: Man schließt einfach die Augen, atmet tief ein und aus und und lenkt seine Aufmerksamkeit ganz gezielt auf den eigenen Körper – angefangen bei den Füßen aufwärts bis zum Kopf. Begleitet von entspannender Musik sollte man versuchen, sich an erfüllte Augenblicke rückzubesinnen. Drei Mal drei Minuten sollte man sich am Tag dafür Zeit nehmen.

Ein anderes Hilfsmittel ist ebenso einfach wie entspannend und obendrein gut für das Immunsystem. Es geht ums Lächeln. Denn: Je öfter man lächelt, desto mehr Stresshormone werden im Körper abgebaut. Auch hier gilt: Wer pro Tag mindestens drei Minuten lächelt, gewinnt positive Energie, die sich in der Pflege wiederum positiv bemerkbar mache. Ganz getreu dem Motto: „Wir lachen nicht, weil wir glücklich sind, sondern wir sind glücklich, weil wir lachen“, wie Andrea Faller den Seminarteilnehmern mit auf den Weg gab.

Freiräume gewinnen

Ebenfalls gelte es, „Kraft- und Zeiträuber zu eliminieren“. Damit sind vor allem kleine Aufgaben gemeint, die zwar viel Zeit in Anspruch nehmen, jedoch nicht unbedingt immer und sofort notwendig sind. Es sei nicht schlimm, wenn Kleinigkeiten wie das noch nicht gespülte Geschirr ein paar Stunden länger stehen blieben. Damit ließen sich wertvolle Freiräume gewinnen, die man anderweitig nutzen könne. Pflegende Angehörige sollten sich von dem gedanklichen „Das muss jetzt so sein“ nicht treiben lassen. Faller betonte jedoch auch, dass ein langer Atem für positive Ergebnisse vonnöten sei. Veränderung lasse sich nicht von heute auf morgen erzwingen. Ein paar Wochen, wenn nicht gar Monate gelte es zu investieren.

Andrea Faller, die dem Vorstand der Alzheimer Gesellschaft in Siegen angehört, gibt diese kleinen, wertvollen Ratschläge übrigens nicht nur Angehörigen mit auf den Weg. Sie bildet auch Helfer und Helferinnen des Angehörigenentlastungsdienstes „Atempause“ zum Thema Psychohygiene aus.