Mülheim.

Jede Menge Schulden, bald 700 Millionen Miese, das Konto heillos überzogen. Armes Mülheim?! Nicht unbedingt. Denn die Stadt hat Besitztümer, die im städtischen Haushalt eine wichtige Rolle spielen: Das Anlagevermögen der Stadt ist aufwendig und exakt berechnet und liegt derzeit bei 1,805,686.586 Euro und acht Cent. 1,8 Milliarden ist der städtische Besitz wert. Reiche Stadt – zumindest auf dem Papier könnte dieser Eindruck entstehen.

Allein die Schulgebäude schlagen mit 124 Millionen Euro zu Buche, dazu kommen die 44 Turn- und Sporthallen mit einem Wert von 28,4 Millionen. Jede Schule ist an sich wertvoll, wenn es aber um Cent und Euro geht, ist die Gustav-Heinemann-Gesamtschule mit 20,1 Millionen die am teuersten bewertete Schule im Stadtgebiet.

13, 9 Millionen Euro für die Realschule Stadtmitte

Zum Vergleich: Die schön modernisierte Realschule Stadtmitte schlägt mit 13,9 Mio. zu Buche. Oder das neue Medienhaus am Synagogenplatz: aktueller Wert 16,1 Millionen. Und für die RWE Sporthalle, die bis zu 2500 Besucher fasst, könnte man 9,2 Millionen verlangen, wenn die Stadt sie verkaufen wollte, was sie nicht will – und wahrscheinlich würde auch keiner kaufen.

Jedes Jahr sitzt ein Team der Kämmerei wie ein sorgfältiger Kaufmann über dem Anlagevermögen der Stadt: Was ist hinzu gekommen, wo gibt es Wertsteigerungen, wo müssen wegen aufgetretener Schäden oder Mängel Abstriche gemacht werden von der einstigen Eröffnungsbilanz aus dem Jahr 2007? Damals musste im Zuge der kommunalen Finanzreform quasi eine Art Inventur in den Städten gemacht werden.

Erstmals hatte die Stadt wie ein Unternehmen eine klassische Bilanz erstellt. „Das Anlagevermögen ist ein gutes Polster, doch dem gegenüber stehen unsere hohen Verbindlichkeiten“, so Nicole Borninghoff, Referentin des Stadtkämmerers. Jene Verbindlichkeiten, darunter die hohen Schulden, schmälern Jahr für Jahr das Eigenkapital. Aber nicht so stark wie anderswo, mit der Folge: Mülheim ist nicht überschuldet und bekommt nichts aus dem Stärkungspakt des Landes.

Wald und Ackerland

Alles ist bewertet. Zum Beispiel der Wald. „Es gibt feste Bewertungsmaßstäbe“, sagt Nicole Borninghoff, „so auch für den Wald.“ Rund 8,8 Millionen Quadratmeter umfassen die Mülheimer Waldgebiete, ihr Wert: 8,7 Millionen Euro. Für Grünflächen und Ackerland, 6,7 Millionen Quadratmeter, wird der Bewertungsschlüssel höher angesetzt, hier verfügt die Stadt über ein Vermögen von 61 Millionen.

530 Kilometer lang ist das städtische Straßennetz, über das an vielen Stellen geklagt wird, weil es dringend überholt werden müsste. Jede vierte Straße gilt zumindest in Teilen als sanierungsbedürftig. Alles Murks? Nein, immerhin sind die Straßen mit Wegen, Plätzen und Verkehrsanlagen knapp 300 Millionen wert. Die drei wertvollsten Straßen der Stadt: Mellinghofer Straße, Friedrich-Ebert-Straße, Saarner Straße, jede über sechs Millionen wert. Dabei werden, so Nicole Borninghoff, Straßenzustand, Aufbau, Alter, Länge berücksichtigt. Die Fachabteilungen der Stadtverwaltung liefern dazu die nötigen aktuellen Daten.

8672 Kunstwerke 

Beim Blick in die Museen zählten die städtischen Mitarbeiter 8672 Kunstwerke. Da Mülheim die ganz Großen fehlen, beläuft sich der städtische Kunstwert „nur“ auf rund 7,4 Millionen. Kunstdenkmäler sind auch darunter, doch die dürfen in NRW nur mit einem Erinnerungswert von einem Euro bewertet werden. Damit sind die Kunstwerke fast genauso viel wert wie all die Maschinen, technischen Anlagen und Fahrzeuge im Besitz der Stadt.

Brücken und Kanäle

Die insgesamt 79 Brücken und Tunnel sind davon ein Vielfaches wert, nämlich fast 58 Millionen Euro. Die wertvollste Brücke Mülheims überquert die Ruhr in der Innenstadt: Die Schloßbrücke wird auf 7 Millionen festgesetzt. Die Konrad-Adenauer-Brücke und die Mendener Brücke sind jeweils eine halbe Million Euro preiswerter.

Ein wesentlicher Teil des Anlagevermögens taucht heute in den Bilanzen der städtischen Töchter auf. Die Schulen etwa beim Immobilien-Service. Oder das Kanalnetz beim Abwasserbeseitigungsbetrieb. Auch unter der Erde liegt übrigens ein durchaus beachtliches Vermögen: Die 550 Kilometer Kanal werden samt der technischen Anlagen auf 211 Millionen beziffert, ein typischer Betrag, der sich jährlich ändert, weil in die Erneuerung des Abwassersystems viel investiert wird.