Mülheim..

Geschichte – darin steckt vor allem Zeit. Ein bisschen so ist es auch mit dem neuen „Haus der Stadtgeschichte“ in der alten Augenklinik an der Von-Graefe-Straße. Schon im letzten Sommer sollte es fertig sein.

Doch beim Umbau des Gebäudes kam es zu Verzögerungen und die Kosten stiegen von 10,2 Mio. auf 12,6 Mio. Euro, „hauptsächlich wegen des desolaten Rohbaus“, so Frank Buchwald vom städtischen Immobilienservice. Doch nun geht’s in die letzten Runden. „Die Putzarbeiten sind gemacht, es wurde mit dem Estrich angefangen und die Installationen sind im vollen Gange.“ In das „Haus der Stadtgeschichte“ ziehen Stadtarchiv und Musikschule ein. So gehen das Wissen und Bewahren von Mülheims Vergangenheit und die junge Generation eine gewünschte Verbindung ein.

Von „Fertigstellung Ende der Sommerferien“ geht Kulturbetriebsleiter Dirk Schneider aus. Der Umzugstermin für die Musikschule stehe bereits: 2. Oktober. Die Ausschreibung für Fach-Umzugsfirmen laufe. Wenngleich vieles an Büro-Einrichtung mitgenommen werden könne, „muss der Veranstaltungsraum mit Mobiliar ausgestattet werden“, so Schneider. Denn ein Saal für Vorträge und Konzerte darf in einem „Haus der Stadtgeschichte“, das ein lebendiger Ort des Austausches werden soll, natürlich nicht fehlen.

Ein Umzug für den Fachmann

Wenn für Büros und Verwaltung ein herkömmlicher Umzug reicht, dann sind Musikinstrumente, darunter allein zehn Flügel, und historisches Material eine Aufgabe für den Fachmann. Das Team im Stadtarchiv habe den Zustand freudiger Anspannung und Arbeitsintensität erreicht, so Leiter Dr. Kai Rawe. „Wir sind gerade dabei, den Umfang zu benennen, was wir alles bewegen wollen.“ Dabei ginge es nicht nur um unzählige Meter von Material aus der Bibliothek, sondern auch um Dinge, die in besonderen Schränken aufbewahrt würden wie die Fotosammlung, alte Akten und Unterlagen der letzten 800 Jahre Stadtgeschichte: „Da ist es mit Umzugskartons nicht getan.“

Der Umzug eines Stadtarchivs sei eine Herausforderung, wo Sachverstand und Sensibilität zählten. Es gebe Umzugsunternehmen, die „Erfahrung mit historischen Archiven und dem schonenden Transport haben“. Wie beispielsweise Klimakisten für empfindliche Dinge. „Wir haben eine Sammlung von Plänen und Karten, die sehr groß sind und die nur 1:1 in diesem Format waagerecht und in Schubladen transportiert werden können.“

Für die 25.000 Bände aus der Bibliothek braucht es entsprechende Wagen. Dazu käme die spezielle Ordnung im Magazin, die exakt an anderer Stelle so wieder hergestellt werden müsse. „Ganz wichtig ist die logistische Feinplanung.“ In der Restaurationswerkstatt steht wuchtiges Gerät wie eine tonnenschwere Laminierpresse, die auch von A nach B bewegt werden müsse. Dann sind da noch etliche tausend Archiv-Kartons und und und.

Nach der Enge und vielen Jahren Wartezeit an der Aktienstraße kann sich das Stadtarchiv auf 2600 von insgesamt 4000 Quadratmetern breit machen. „Es wird langsam greifbar“, fiebert Rawe dem neuen Domizil entgegen. „Wir haben dort viel mehr Platz für das Magazin, aber auch für die historische Bildungsarbeit.“