Mülheim. Wie hat die Debatte um Zuschussrente und Altersarmut Mülheimer Ratsmitglieder bisher erreicht und wie halten sie es mit der eigenen Vorsorge für die Jahre nach dem Arbeitsleben?
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat mit ihrer Forderung für eine private „Zuschussrente“ bisher wenig Gegenliebe gefunden. Nach Kritik von Sozialverbänden und der Deutschen Rentenversicherung fehlt selbst in den eigenen Reihen die Unterstützung. Das einzige, was von der Leyen durch ihr Vorpreschen bisher erreichen konnte, ist das Aufflammen einer breiten Diskussion um die Altersversorgung. Wie hat die Debatte um Zuschussrente und Altersarmut Mülheimer Ratsmitglieder bisher erreicht und wie halten sie es mit der eigenen Vorsorge für die Jahre nach dem Arbeitsleben?
„Für mich persönlich hätte sich eine private Vorsorge nicht gelohnt“, sagt Stadtratsmitglied Hubert Niehoff von den Grünen. Die zur Debatte stehende Zuschussrente sei zwar besser als gar nichts, löse das Problem der Altersarmut jedoch nicht, da sie nur für eine kleine Minderheit in Frage komme. „Wir müssen uns fragen, warum wir nicht allen alten Menschen ein menschenwürdiges Leben gönnen mit wenigstens 800 bis 900 Euro monatlich“, so der 63-jährige Sozialpädagoge.
50 Euro Vorsorge als Student
Seit bereits zehn Jahren sorgt Ratskollege Frank Wagner für die Zeit nach dem Arbeitsleben vor. „Ich habe direkt mit dem ersten richtigen Gehalt nach dem Studium angefangen“, sagt der 37-jährige Christdemokrat. Neben der Rente hofft der Personalberater auf zusätzliches Geld im Alter aus seinen Aktienfonds und Spareinlagen. „Jeder, der die Möglichkeit hat, sollte privat vorsorgen“, so Wagner.
Viele Möglichkeiten zur Vorsorge hat Alexander Böhm von der SPD noch nicht. Der 23-Jährige VWL-Student zweigt monatlich rund 50 Euro für eine Lebensversicherung und einen Bausparvertrag ab. „Jeder junge Mensch, der nebenbei arbeiten geht, kann etwas zurücklegen“, ist sich Böhm sicher. Den jungen Sozialdemokraten regt es auf, dass von der Leyen mit ihrer Warnung vor Altersarmut solch einen Aufschrei auslöst: „Eigentlich ist das alles schon längst bekannt, jetzt hat man es nur mal mit konkreten Zahlen zu tun“.
Hans-Georg Hötger von der MBI findet für diese Zahlen ein Beispiel in der eigenen Familie. „Meine Tochter verdient mit 34 Jahren jetzt 2500 Euro brutto, nach Abitur und abgeschlossenem Studium“, sagt Hötger. Genau für sie könnte das angedachte Modell Zuschussrente der Familienministerin greifen. Doch Hötger wisse aus eigener Erfahrung, dass am Ende des Monats das Geld für eine private Vorsorge nicht immer ausreiche. „Eine private Vorsorge war mir bei drei Kindern nicht möglich. Ich hatte nur meine Arbeitskraft“, sagt der 71-Jährige rückblickend. Der ehemalige Studienrat fordert einen Mindestlohn, „damit diese Art der Selbstausbeutung endlich aufhört“. Es sei daher dreist von der Familienministerin, noch weitere Abstriche von Geringverdienern zu verlangen, so Hötger.
Sparen statt Urlaub
„Klar ist es schwierig, etwas zur Seite zu legen“, entgegnet Meike Ostermann, „ich würde das Geld auch lieber für einen Urlaub nutzen“, sagt die FDP-Politikerin. Doch sehe sie keine Möglichkeit, dass der Staat alleine ihre Altersvorsorge finanzieren kann: „Wir sind gezwungen, privat vorzusorgen“, sagt die 39-Jährige. Die Landtagsmitarbeiterin setzt daher unter anderen auf eine Vorsorge durch Riester-Rente – „aber das ist nichts wovon man Paläste bauen kann“, so Ostermann.