Mülheim. .

Die Frotzeleien sind Vergangenheit: Kaum ein Oberdümptener, der sich heute – verglichen mit den Bewohnern Unterdümptens – oben auf fühlt. Dennoch, sagt Bernd Bellenbaum, Erster Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Wir im Königreich“ (WIK), bleibt die Zweiteilung des Stadtteils „eine strukturelle Tatsache“. Ein Resultat dessen ist, dass ein identitätsstiftendes Stadtteilzentrum fehlt. Ihr jährliches Sommerfest feiert die WIK mal oben mal unten und wünscht sich nichts sehnlicher, als einen dafür geeigneten Platz – wie auch immer der aussehen mag. Bisher ungenutzte Möglichkeiten sieht der WIK-Vorstand da in der Mellinghofer Straße.

Wenn es um die Einkaufsmöglichkeiten Dümptens geht – und Händler und Handel stehen eben im Mittelpunkt des Engagements der Werbegemeinschaft –, muss die Mannesmannallee ein zentrales Thema sein. Einen „irren Einschnitt“ nennt Bernd Bellenbaum dann auch das Jahr 2005, als die Umgehungsstraße und mit ihr das neue „Dümptener Tor“ eingeweiht wurde. Damals war der WIK-Vorsitzende skeptisch, „nicht noch ein Einkaufszentrum“, war sein erster Gedanke.

A40 als wichtigste Verkehrsader

Rückblickend muss er jedoch einräumen, dass jene Vorstandsmitglieder, die es als Chance und Bereicherung begriffen, Recht behielten. „Wenn man sich auf dem Parkplatz mal umschaut, sieht man, dass da nicht nur Autos mit Mülheimer Kennzeichen stehen“, sagt WIK-Geschäftsführerin Gabriele Wendicke. Da gelte dann der Ausspruch des Zweiten WIK-Vorsitzenden, Bernd Landsmann, den Bellenbaum zitiert: „Wenn die Leute an meinem Laden vorbeikommen, ist es an mir, sie in mein Geschäft zu ziehen.“

Ein großer Pluspunkt, den Dümpten da habe, sei die gute Verkehrsanbindung: Die Straßenbahnlinie 102 wird als wichtige, innerstädtische Verbindungsader genannt – von dem Unterdümpten jedoch mehr profitiere als Oberdümpten, wo geänderte Busrouten immer noch für Unmut sorgten. Entscheidender ist für die Werbegemeinschaft jedoch die A40. „Sie ist unsere Ader“, sagt Michael Krebber, bei der WIK als Beisitzer aktiv. Denn er ist als Geschäftsmann überzeugt: „Die Dümptener Händler können nicht nur von Dümptenern leben.“

Ein Zugpferd wird gesucht 

Neben den Vorteilen der guten Verkehrsanbindung weiß der WIK-Vorstand jedoch auch um Schattenseiten, kennt die Bürgerbeschwerden über Autobahnlärm. Größere Gedanken macht sich die Werbegemeinschaft jedoch über die 102. „Natürlich wollen wir auf sie nicht verzichten“, sagt Bernd Bellenbaum, der vor 16 Jahren zu den Gründern der WIK gehörte. Dennoch mache die Tram „vieles kaputt“. Womit er vor allem die Mellinghofer Straße meint, die wohl am meisten von der Mannesmannallee beeinflusst wurde.

Denn die geplante Verkehrsberuhigung ist geglückt. Früher seien dort 24.000 Autos täglich lang gefahren, heute, sagt Michael Krebber, „hat man da das Gefühl, man fährt durch eine ausgestorbene Stadt“. Denn die Straße ist immer noch für viel Verkehr ausgebaut, zwei Spuren führen in jede Richtung plus Parkplätze.

Fehlender Metzger

Die WIK wünscht sich, dass sich die Beruhigung auch bautechnisch widerspiegelt. Maßnahmen a la „Simply City“ kann sich Bellenbaum gut vorstellen, um die Straße zur Meile zu entwickeln. Dass das mit der Straßenbahn, die in der Mitte fährt, schwierig wird, weiß er. Außengastronomie sei da fast unmöglich: „Wer will da schon draußen im Eiscafé sitzen.“ Zudem, sagt Gabriele Wendicke, wünscht sich der Vorstand für die Mellinghofer mehr Restauration und mehr Tagesversorger. „Es fehlt ein Metzger“, sagt der Erste Vorsitzende. „Der einzige Laden, den man dort täglich aufsucht, ist der Bäcker.“ Ein Zugpferd müsse her und das müsse nicht unbedingt Einzelhandel sein, Kleinkunst, beispielsweise, könne das auch erreichen. Kreativität ist in Dümpten gern gesehen.

Rund 100 Mitglieder gehören der WIK an. Dennoch sei es schwer, Menschen zu motivieren, sich an Aktionen zu beteiligen und Ideen mitzutragen.

Deshalb soll der Kontakt künftig enger werden. „Wir suchen jemanden, der als Ansprechpartner für die Mitglieder da ist.“ Wer sich ehrenamtlich einbringen möchte, kann sich melden: Tel. 84 70 99 66.