Mülheim. .

Die einen lesen gemütlich im Sessel Zeitung und haben von der dritten Etage aus einen guten Überblick auf den Synagogenplatz. In den unteren Etagen wird in Büchern, anderen Medien geschmökert oder im Internet gestöbert. Ruhe und reges Treiben zugleich. Nach dem Umzug der Zentralbücherei 2009 in die Stadtmitte wurden neue Seiten aufgeschlagen. Medienhaus-Leiterin Claudia vom Felde spricht über Erreichtes, Machbares und Möglichkeiten in Zeiten knapper Mittel.

Am Synagogenplatz tut sich etwas. Medienhaus, Kunstmuseum, Rio-Kino laufen und die Palette hat wieder auf. Müsste der Hajek-Brunnen nicht mal generalüberholt werden?

Claudia vom Felde: Natürlich wäre das schön. Aber wo sollen die Gelder herkommen? Von der dritten Etage aus kann man sehen, wie schön er geplant war.

Man gewinnt den Eindruck, dass vieles auf Geld, Zahlen und Fakten reduziert wird.

Vom Felde: Wir messen uns nicht nur an den Ausleihen, sondern wir messen uns daran, wie viele Leute uns aufsuchen. In den Zweigstellen ist es anders als hier, weil sie schulangebunden sind und den ganzen Tag Angebote für Schulklassen und Gruppen machen. Das Medienhaus hat einen super Standort. Hier kommen jeden Tag zwischen 1000 und 1100 Besucher. Das ist auch eine ­Belebung – ein Kundenstrom, der sich auch wieder in Richtung Innenstadt ergießt. Die Achse Medienhaus und Museum – da kann man was raus machen.

Gibt’s eine Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum?

Vom Felde: Ja. Wir kooperieren schon dadurch, dass Kurse des Museums wie die Fotoschule hier im Haus stattfinden. Teils bestreiten wir bereits Veranstaltungen wie beim Ruhrsommer. Und wir sind beide jetzt Mitglieder in der Werbegemeinschaft Innenstadt. Wir überlegen, was wir an Aktionen machen können, vielleicht auch mit Geschäften.

Wie wichtig ist Netzwerk-Arbeit?

Vom Felde: Wir haben sehr viele Kooperationen aufgebaut wie beispielsweise mit dem CBE, der KIM-Initiative in Rick’s Café, mit Ginko oder der Regler-Produktion. Zu manchen Veranstaltungen kommen ganze Schulklassen. Man kann hier ein Seminar anbieten, weil wir entsprechende Räumlichkeiten haben, oder das ganze Haus bespielen. Wie beim „Welttag der Behinderung“, weil das Haus barrierefrei ist. Die „Herbstblätter“ sind hier auf Anhieb besser gelaufen.

Wird die Bücherei auch von der Fachhochschule genutzt?

Vom Felde: Ja, es sind jetzt viele Studenten im Haus. Überhaupt konnten wir eine neue Klientel gewinnen wie auch Geschäftsleute, die in der Mittagspause kommen. Das Medienhaus ist ein Ruhepunkt. Es ist auch ein guter Ort für private Nachhilfe. Türkische Mädchen treffen sich gerne hier in Gruppen.

Bei den letzten Haushaltskürzungen konnten die vier Stadtteil- und Schulbüchereien gerettet werden, aber der Bücherbus musste aufgegeben werden. Wie sieht es mit dem Budget aus?

Vom Felde: Unser Medien-Budget ist gleich geblieben. Aber wir haben einerseits Preissteigerungen, andererseits muss natürlich die Medienvielfalt vorhanden sein. Wir kaufen ja nicht nur Bücher, sondern zerstreuen unseren Etat viel weiter – über die Computerspiele, Hörbücher, CD-Rom und anderes mehr. Wir gucken jetzt schon, auf welche Zeitschriften wir verzichten können.

Welchen Stellenwert nimmt da der Förderverein ein?

Vom Felde: Eine sehr hohen. Wobei der Freundeskreis angetreten ist, um das Bonbon zu sein, und nicht die Löcher der Stadt zu stopfen. Was er dann doch tut. Als die Haushaltssperre damals kam, ist er eingesprungen, und die On-Leihe hätten wir ohne die Förderung vom Land und ohne Freundeskreis gar nicht stemmen können.

Könnten Sie weitere Einsparungen wegstecken?

Vom Felde: Wir können eigentlich nichts verkraften, wenn wir unsere Arbeit gut machen wollen. Aber wenn wir künftig etwas verkraften müssen, machen wir weiter Bibliothek.