Mülheim. .
Unscheinbar liegt das kleine Büchlein mit der zarten Zeichnung auf dem Umschlag oben auf einem der vielen Stapel. „Königin Luise auf Schloß Broich“, lautet der Titel und auf der ersten Seite steht in altdeutscher Handschrift „Frau Dr. Denecke in Verehrung, Ihr . . .“ Die Widmung gilt Christel Denecke, die von 1962 bis 1982 Leiterin des Kunstmuseums war. 30 Jahre später ist Beate Reese in dieser Funktion.
Und sie steht in der oberen Etage des Kunstmuseums in der Alten Post zwischen Regalwänden, Stapeln, Kisten und Kästen voller Bücher. Mit einer Handvoll Leute hat das kleine Team beim „Ausmisten“ der hauseigenen Bibliothek schon ganze Vorarbeit geleistet. „Unser Sommerprogramm“, sagt die Museumschefin salopp und schickt trocken schmunzelnd hinterher: „Nur gut, dass das Wetter bis dahin so schlecht war, bei Hitze wären wir hier oben eingegangen.“
Das große Aufräumen
Da ist den beiden jungen Damen nur ein kühles Gemüt zu wünschen, die jetzt vor der Aufgabe stehen, die Bücher zu ordnen, zu inventarisieren und katalogisieren. Jennifer Jacoby (20) und Sarah Kubetzko (22) sind frisch gebackene Fachangestellte für Medien- und Info-Dienste und haben nebenan in der Stadtbibliothek ihre Ausbildung absolviert. Doch ihre Dienste gehen über die reine Nachbarschaftshilfe hinaus. Denn wenn alle Bücher des Kunstmuseums im Computer erfasst sind, ist damit ein Anschluss an das Stadtbibliotheks-System vom Medienhaus geschaffen.
Auch wenn Wolfgang Jordan, stellvertretender Stadtbücherei-Leiter mit dem Satz „Wir haben dann eine neue Zweigstelle“ ein bisschen scherzt, so stimmt dies doch im weitesten Sinne. Denn die Bücher, Kataloge und Schriften, rundum alles Informative über die Kunst aus der Alten Post „geht in den regulären Ausleihverkehr für Bürger“, so Jordan.
Das nähere Zusammenrücken von Stadtbibliothek und Kunstmuseum „ist richtig und gut“, findet Jordan. „So sind die medialen Bestände der Stadt für jeden abrufbar.“ Beim „Women Agreement“, einer Vereinbarung zwischen Museumsleiterin und der Chefin des Medienhauses, Claudia vom Felde, zum Schluss „nichts an Wissen brach liegen zu lassen“, sagt Beate Reese. Wenngleich sie betont, dass das Kunstmuseum eine Präsenzbibliothek bleibe.
Im Medienhaus tut sich auch etwas
Ein halbes Jahr lang ist für die Inventarisierung mit dem „ASB“, der Allgemeinen Systemtechnik für Bibliotheken, geplant. Die Arbeitsleistung kommt von den Einrichtungen während die Stinnes-Stiftung zwei neue Computer und die Software zum Inventarisieren inklusive der stattlichen Lizenzen spendiert, erläutert Reese. Nebenan im Medienhaus tut sich auch etwas: „Die dann erweiterte Kunstabteilung wird vom Erdgeschoss in die erste Etage verlegt“, so Jordan.
Zuvor hat das kleine Museumsteam, heftig in den Räumen gewirbelt, die eher Rumpelkammer als Bibliothek waren. „Seit 20 Jahren ist damit nicht mehr gearbeitet worden“, erläutert Reese. Jedes einzelne Buch habe man in die Hand genommen, den Staub entfernt und es sauber gemacht. Und aus den Regalen, „sind uns die Spinnen entgegen gekommen“. Elektroschrott wurde aus den vollgestopften Räumen entfernt, die insgesamt „entrümpelt wurden“.
Über 100 Kartons aussortiert
Die Regale mit den Künstler-Biografien und Monografien kann sich schon sehen lassen. Auf an den Regalen angebrachten Zetteln sind sie nach Buchstaben geordnet: Das Werk von Max Ernst ist dort ebenso zu finden wie das von August Macke und Henri de Toulouse-Lautrec oder das Standardwerk über die Künstler des 20. Jahrhunderts. Nach der Bestandsaufnahme und Sichtung aller Bücher „haben wir über 100 Kartons aussortiert“, sagt die Museumsleiterin. Kunstkenner dürfen sich auf das erste Adventswochenende freuen, wenn das Kulturgut auf den Bücherbasar kommt.
Kostbare Schätzchen habe man beim Aufräumen „nicht so gefunden“, sagt Dr. Gerhard Ribbrock, stellvertretender Museumsleiter. Beate Reese hat mit einer Pop Art-Sammlung etwas gefunden, „nach dem ich lange gesucht habe“. Es gibt eben doch noch kleine Dinge und Überraschungen, die können so kostbar sein.