Mülheim. .

Der Millionenbetrug um die gefälschten Meisterwerke, der derzeit in einem Mammutprozess am Kölner Landgericht verhandelt wird, macht auch die Mülheimer Museumsleiterin fassungslos.

„Dieses Ausmaß ist unglaublich erschreckend“, sagt Dr. Beate Reese. Ein Ausmaß, bei dem man sich frage: Wo sind denn da eigentlich die Kontrollen? Ein Gutachter sei sicherlich nicht mehr ausreichend, so eine ihrer Forderungen nach einer besseren Kontrolle.

Was in den ganzen Themenkomplex stark hineinspiele und es so schwierig mache, seien die verschollenen Gemälde zu Zeiten des Nationalsozialismus, wo die Wege der Werke bislang noch immer nicht ganz aufgeklärt seien. Eine Grauzone, „wo es nur schwer ist, nachzuvollziehen, ob Bilder vernichtet wurden oder wo sie hingekommen sind“. Erst seit kurzem gebe es ein Forschungsprogramm, bei dem der Herkunft der Werke in den Museen nachgegangen werde.

Provenienz-Forschung

Dass Kunstbetrug im großen Stil möglich ist, zeigt der Prozess. Den Angeklagten wird vorgeworfen, seit 2001 gefälschte Werke von Max Pechstein, Heinrich Campendonk, Max Ernst, André Derain, Kess van Dongen und Fernand Léger in Umlauf gebracht zu haben. In der Mülheimer Sammlung befinden sich das berühmte Gemälde von Max Ernst „Das Innere des Blicks: das Ei“ sowie „Die kleine Katze“ und ein Stillleben von Heinrich Campendonk. Gemälde, die früh noch in der Ära der ehemaligen Museumsleiterin Dr. Christel Denecke (1962 bis 1982) gekauft wurden, so Reese.

Sie verweist auf die „Provenienz-Forschung“, die die Herkunft der Werke bestimmt. Also eine „lückenlose Dokumentation, wo das Bild herkommt und durch welche Hände es gegangen ist“. Campendonks „Kleine Katze“ beispielsweise ist 1955 versteigert worden, ging in einen Privatbesitz nach Stuttgart, dann in eine Stuttgarter Galerie, in die Düsseldorfer Galerie Schmeler und wurde 1985 vom Mülheimer Museum gekauft. „Man kann die Herkunft dokumentieren“, so Reese, „und es ist sowohl im Werksverzeichnis und zu Lebzeiten von Campendonk auf den Markt gekommen.“

Erneute Recherche

Über das Werk von Max Ernst gibt es auch eine Provenienz: In den großen Bestandskatalogen der Museen über Meisterwerke des 20. Jahrhunderts sei diese Provenienz verzeichnet. Das Bild kam über die Galerie Léonce Rosenberg in Paris, ging erst in eine Galerie nach Antwerpen, dann in eine Privatsammlung nach Belgien, nach Köln und kam 1968 ins Mülheimer Kunstmuseum. Max Ernst, so Reese, sei auch erst 1976 gestorben. Beide Bilder kamen ins Haus, als die Künstler noch lebten. Und weil sich der Weg der Bilder darstellen lässt, sieht Reese auch keine Veranlassung für eine erneute Recherche.