Mülheim. .
Schöner kann es auch nicht auf der Bourbon-Street in New Orleans oder auf dem Montreux-Jazz-Festival am Genfer See sein. Beim 21. Festival „Jazz an der Ruhr“ auf der Ruhrbühne im Schloß Broich stimmte einfach alles: Ein Sommerwetter, das seinen Namen verdiente, rund 400 gut gelaunte Zuhörer meist älteren Datums, die malerische Kulisse des Schlosses und vor allem das ausgewogene, abwechslungsreiche Programm. Denn für 25 Euro gab es acht Stunden Jazz vom Feinsten auf die Ohren. Ein Hörvergnügen der besonderen Art.
Um es gleich zu sagen: Das herausragendste Konzert unter den 15 Jazz-Bands bot mit Abstand der erst 14-jährige Jazz-Gitarrist Andreas Varady mit seinem Trio. Mit einer unglaublichen Leichtigkeit ließ der gebürtige Slowake virtuose, verspielte Töne von seiner Jazz-Gitarre perlen, sorgte gleich zu Beginn für eine überaus entspannte Atmosphäre vor der Hauptbühne im Schlosshof.
Internationaler Meister
Sensationell: Mit gerade mal vier Jahren lernte Andreas Varady das Spiel auf den Saiten, zehn Jahre später gilt er bereits national und international als Meister auf seinem Instrument. Prädikat: Absolut hörenswert. Prognose: Der junge Mann hat eine große Zukunft vor sich – als Pat Metheny des 21. Jahrhunderts.
Nach dem gelungenen Auftritt von „OPas Band“, der Oberstufen-Big-Band des Mülheimer Otto-Pankok-Gymnasiums, brillierte noch einer, diesmal ein alter Herr der Jazz-Szene: Rof Masons Hot Five brachte mit viel Spielfreude und Temperament den Oldtime -Jazz zurück nach Mülheim. Auch mit 71 Jahren und mehr als fünf Jahrzehnten Bühnenerfahrung hat der Engländer Rod Mason nichts von seiner Bühnenpräsenz verloren.
Auch das ruhigste Rentnerpublikum wurde aufgemischt
Das lässt sich auch über „Papa Binnes Jazzband“ sagen, einer erfahrenen Kapelle aus der Ex-DDR. Das ergraute, aber quicklebendige Septett ließ es mit englischem Traditional Jazz, Oldtime Standards und reichlich Dixieland richtig krachen. Der Headliner auf der Hauptbühne, die Hamburger „Traditional Merry Tale Jazz Band“, zeigte am Abend, warum sie zu den drei bekanntesten, beliebtesten Dixieland-Combos der Republik gehört.
Die Altmeister dieses in New Orleans geborenen Stils mischen mit deutsch gesungenen Hits wie „Am Sonntag will mein Süßer mit mir tanzen gehen“, „Sellerie“ oder „Hallo, kleines Fräulein Gisela“ noch das ruhigste Rentnerpublikum auf.
Hörenswertes im Rittersaal
Doch auch im Rittersaal des Schlosses spielte sich Hörenswertes ab: Dort brachten die „Oklahoma Washboard Stompers“ aus Köln und Bonn mit ihrem Hotjazz der 20er und 30er Jahre das dezent ergraute Publikum ins Swingen. Klassiker wie „My girl’s hair“, „Ain’t misbehavin’“ oder „Goin’ down to New Orleans“ klingen auch heute noch frisch und lebendig.
Auch Jörg Hegemanns Boogie Trio aus Dortmund versprühte nostalgischen Charme im aktuellen, modernen Gewand mit mitreißenden Bassfiguren, pulsierenden Rhythmen und melodisch bis akrobatischem Spiel des Pianisten.
"Aroma Quintett" als Sahne auf dem Jazz-Kuchen
Und das Quintett „Jazzkonfekt“ aus Düsseldorf überraschte mit lebendigem Spiel auf sage und schreibe zwölf Instrumenten, einem Repertoire zwischen Louis Armstrong und Zarah Leander und moderneren Arrangements.
Die Sahne auf dem Jazz-Kuchen bot das Konzert des „Aroma Quintetts“ im Kammerzimmer, serviert von jungen, begabten Musikern der Folkwang Universität Essen und der Musikhochschule Köln, mit Be Bop und Cool Jazz. Sehr aromatisch!