Mülheim. .
Jazz verbindet über alle Grenzen hinweg. Die Mülheimer Musiker haben viele Kontakte in die Jazzlandschaft der Republik, aber auch international geknüpft. Bleiben wir im damals noch geteilten Deutschland: Denn am Wochenende, als die Berliner Mauer in der Nacht von Donnerstag, 9. November, auf den 10. November 1989 fiel, war die Ruhr-River Jazzband zum 30. Bühnenjubiläum der Papa Binnes Jazzband eingeladen.
Mit der ältesten Jazzband Ostberlins wollten die Mülheimer in einem russischen Offiziersheim auftreten, erinnert sich Manfred Mons: „Während des Konzertes ist durchgesickert, dass die Mauer geöffnet wird, da war an Spielen natürlich nicht mehr zu denken.“ So haben die West-Musiker, die damals noch nach allen Regeln und Formalitäten in die ehemalige DDR eingereist waren, den Mauerfall spektakulär auf der Ostseite erlebt. „Das sind Erinnerungen, die man sein ganzes Leben nicht mehr vergisst“, sagt Manfred Mons. Jedenfalls wurde auf diese Weise auch der Weg frei für die weitere gemeinsame Sache.
Traditionelles und Junges
Und so kommt es, dass die Papa Binnes Jazzband am kommenden Sonntag, 12. August, bei „Jazz an der Ruhr“ im Schloß Broich aufspielt. Das traditionelle Jazz-Festival ist von ehemals drei Tagen auf einen Tag konzentriert, wobei wohl die Finanzen tonangebend waren. „Doch das Programm ist nicht weniger geworden“, betont Mons. Wie gehabt wird die 21. Auflage des Festivals von der Stadtmarketing Gesellschaft MST in bewährter Zusammenarbeit mit dem Mülheimer Jazzclub veranstaltet. Angedockt ist das Jazzfestival an die „Ruhrbühne“.
13 Jazz-Bands spielen einen Sonntag lang drinnen und draußen im Schloß Broich. Den Auftakt macht die „Riverboat-Shuffle“ – nicht auf dem Mississippi, sondern mit Musik aus New Orleans auf der Ruhr. An Bord der beiden Schiffe der Weißen Flotte sind die Friends of Dixieland und das Dixieland Power Quartett. Anschließend führt die die FoggyHorns Brassband die beschwingte Gesellschaft zum Schloß Broich.
Bands im fliegenden Wechsel
Dort bringen dann die Bands im fliegenden Wechsel auf den Bühnen das alte Gemäuer zum Beben: Dixieland-Liebhaber werden die „Traditional Old Merry Tale Jazzband“ kennen. Die Hamburger Altmeister haben es geschafft, die Musikrichtung peppig aufzufrischen. Dabei kommen aber auch alte Hitparaden-Ohrwürmer der Band wie „Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh’n“ zu Gehör (19 Uhr, Schloßhof).
„Rod Mason ist einer der besten Louis Armstrong-Interpreten“, sagt Manfred Mons. Der englische Trompeter, Kornettist und Sänger mit fünfzigjähriger Jazzgeschichte kommt mit seiner Band „Hot Five“ an die Ruhr (15 Uhr, Schloßhof). Ab 17 Uhr gehört die Bühne dann besagter Ost-West-Verbindung mit Papa Binnes Jazzband.
NRW ist mit Jörg Hegemann vertreten
NRW ist mit Jörg Hegemann, so Mons, „als einer der besten Boogie-Pianisten“ und seinem Trio gut vertreten (ab 14.45 Uhr, Rittersaal). Jazz-Konfekt (fünf Musiker, zwölf Instrumente) und einem Repertoire von Armstrong bis Zarah Leander ist mit einer feinen Auslese vertreten (16.45 Uhr, Rittersaal).
Neu entdeckt hat der Jazzclub das „Aroma Quintett“ mit fünf jungen Künstlern der Folkwang Uni Essen und der Musikhochschule Köln und mit ausgewählten Zutaten rund um den Swing (14.15 Uhr, Kaminzimmer). In die nächste Generation passt „Korona Jazzbar“, ein Trio mit anspruchsvollem Jazz und entspanntem Bar-Sound (16.15 Uhr, Kaminzimmer).
Zwischen all den gestandenen „Jazzern“ wird ein 14-jähriger Junge aus Irland in Turnschuhen spielen. Andreas Varady ist ein viel versprechendes junges Ausnahmetalent, das bereits mit Stars wie Chick Corea zu hören war. Mit seinem Trio präsentiert Varady um 13.15 Uhr im Schloßhof eine feine Mischung im Stile von Django Reinhardt, Wes Montgomery und George Benson. Rundum – ein Tag voller Jazz.
Infos und Karten: Die Riverboat-Shuffle startet am Sonntag, 12. August, 11 Uhr, am Wasserbahnhof. Die Karten kosten 16,50 € im Vorverkauf und 17,50 € an der Tageskasse. Die Konzerte im Schloß beginnen um 12 Uhr (Einlass 11 Uhr). Tickets kosten im Vvk 21 €, an der Tageskasse 25 €. Das Kombi-Ticket für die Riverboat-Shuffle und die Konzerte im Schloß Broich: 31 €. Karten gibt’s u.a. im WAZ-Leserladen, Eppinghofer Straße 1 - 3.