Mülheim. .

Die Baustelle ist weg, der Ärger groß. Die Umgestaltung im Stadtteilzentrum von Heißen sorgt für viel Unzufriedenheit bei den Bürgern. Die Kreuzung am Heißener Markt wurde in den letzten Wochen komplett neu gestaltet; anstelle von Ampeln gibt es dort jetzt einen kleinen Kreisverkehr.

Außerdem wurde die Honigsberger Straße verengt, die Gehwege verbreitert und das Geschwindigkeitslimit von 20 Stundenkilometern eingeführt. Wer am Samstagmorgen auf dem Weg zum Bäcker oder zum Metzger die Kreuzung überqueren wollte, musste sich also komplett neu orientieren – zu viel hat sich verändert. Und wo genau man als Fußgänger jetzt über die Straßen gehen sollte, ist niemanden so recht klar.

Zebrastreifen? Fehlanzeige. Die Ampeln sind sowieso weg. Auch für die Autofahrer ist nichts mehr wie in der Zeit vor der Baustelle. Die Sache mit der Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h hatte sich wohl noch nicht herumgesprochen.

Und auch der Kreisverkehr hebt sich nur durch eine wenige Zentimeter dickere Asphaltschicht und eine breite weiße Linie vom Rest der Straße ab. Der Grund, warum kein klar abgetrennter Bereich in der Mitte geschaffen wurde, ist schnell erklärt: Die Bushaltestelle „Heißen Kirche“, ist nur über die Kreuzung am Marktplatz zu erreichen. Das bedeutet, dass jeder Bus, der von der Haltestelle kommt oder in diese einfährt, über die Insel des Kreisverkehrs queren muss. Für die Busse ist die Überfahrt der Asphalt-Kante kein Hindernis, Autofahrer sollten sie aber deutlich spüren.

Überwiegend negative Reaktionen

Am Samstag ist die Umgestaltung der Marktplatz-Kreuzung das große Thema in Heißen. Die Reaktionen sind fast ausschließlich negativ. Optisch sind die Leute mit dem Kreisverkehr überhaupt nicht zufrieden. Vor allem die verbreiterten Bürgersteige sehen wirklich nicht besonders schick aus: An die alten Bürgersteige wurde eine einfache neue Asphaltschicht angetragen. Der Heißener Dieter Buhs sieht darin eine verpasste Chance: „Man hätte das Viertel aufwerten können, indem wie in Saarn schöne Pflastersteine verbaut worden wären. Oder hier hätten gleich neue Parkbuchten hingekonnt. Einen so breiten Bürgersteig braucht doch niemand.“

Der größte Kritikpunkt sind aber eindeutig die fehlenden Zebrastreifen. Die Heißener sehen Gefahren für Fußgänger, vor allem für die Kinder. „Drei Mal am Tag“, sagt Heinz Günter Nieß von der gegenüber des Heißener Markts angesiedelten Fleischerei, „kommen Kinder von der Grundschule am Fünter Weg an der Kreuzung vorbei und müssen sie überqueren.“ Der Grund: Im Heißener Gemeindezentrum essen die Grundschüler zu Mittag.

Projekt "Simply-City"

Egal, wen man an diesem Morgen fragt, Zebrastreifen vermisst jeder. Dabei ist das Konzept darauf angelegt, dass Ampeln und eben Zebrastreifen überflüssig sind. Die verkehrsberuhigte Zone mit dem Tempolimit von 20 km/h soll die Basis für gegenseitige Rücksichtnahme von Fußgängern und Autofahrern bilden. Zurück gehen die Veränderungen in Heißen auf das Projekt „Simply-City“. In den letzten zwei Jahren wurden an drei Orten in Mülheim überflüssige Verkehrsschilder erst verhüllt, dann entfernt.

Neben dem Stadtteilzentrum in Heißen gehörten die Mellinghofer- und die Leineweberstraße zum Projekt. Ein zentraler Punkt von „Simply-City“ war die Bürgerbeteiligung. In Workshops konnten die Heißener mitarbeiten an den Ideen für die Umgestaltung. Unter anderem wurde der Wunsch nach einer ampelfreien Kreuzung oder breiteren Bürgersteigen geäußert. Aber wen man auch fragt an diesem Samstag, gewusst hat scheinbar niemand von der Möglichkeit der Mitgestaltung.

Heinz Günter Nieß, Mitglied der Werbegemeinschaft Heißen, kritisiert nun die Umsetzung der Ideen: „Uns wurden Pläne vorgelegt. Jetzt sehen die Ergebnisse aber anders aus.“ Eins dürfte sicher sein: Die Neugestaltung der Marktplatz-Kreuzung dürfte noch länger ein großes Thema bleiben in Heißen.