Rund 340 Verkehrszeichen werden nun im Zuge des Projekts „Simply City“ aus dem Verkehr gezogen. Doch wo kommen sie hin? Auf den Schilderfriedhof.
Im Januar 1985 setzte Smog-Alarm auch Mülheim lahm. Es gab sogar extra Verkehrszeichen (Nummer 270), die für das Verkehrsverbot bei Smog oder zur Verminderung schädlicher Luftverunreinigungen aufgestellt wurden. Sie sind nicht verschwunden: Im Baubetriebshof der Stadt am Heifeskamp in Dümpten lagern sie freilich nicht dort, wo sie schnell zur Hand wären. Da gibt es reichlich andere Schilder, die öfter mal griffbereit sein müssen. Ein Besuch im Schilderdepot.
Das, was jetzt im Zuge des Projektes „Simply City“ mit dem Abbau von rund 340 Schildern auf den Baubetriebshof zukommt, macht dort niemanden bange. Erstens habe es schon vor Jahren mal eine Initiative zur Lichtung des Schilderwaldes gegeben, schon da seien auf einen Schlag 300 bis 400 Schilder in der Werkstatt gelandet, sagt Kai Fischer, der stellvertretende Leiter des Baubetriebshofes. Zweitens seien 340 Schilder ja nun nicht die Welt. Insgesamt hängen im Stadtgebiet rund 40 000 Schilder. „Die müssen ja auch gewartet werden“ - da laufe das Volumen von „Simply City“ nun neben dem Tagesgeschäft mit.
Die 340 nun ausrangierten Schilder werden zunächst begutachtet, ob sie noch für den Ersatzbestand, zumindest vielleicht für den mobilen Einsatz taugen: etwa wenn, wie jetzt, für den Rosenmontagszug allein 140 (!) Halteverbotsschilder aufzustellen sind. Was noch nicht zu stark verblasst, wegen schwer zu entfernender Farbschmierereien, Aufklebern oder mutwilliger Beschädigungen unbrauchbar ist (inklusive Einschusslöchern!), wird aufbereitet. Erst werden Rohrschellen und Flacheisen abmontiert, dann geht’s mit Handfeger, Schwamm, Lappen, Spezialpolitur ans Werk.
Das Lager wirkt nicht sonderlich umfangreich. Es täuscht. In den Regalen liegen gut 3500 Schilder, hier fünfmal der Hinweis auf die Krötenwanderung, dort blaue Bleche fürs Parken am Straßenrand - mit der Pflicht zum Vorwärts- oder Rückwärtsparken, ganz, halb oder gar nicht auf dem Bürgersteig, links oder rechts . . . Das deutsche Verkehrsrecht lässt, na klar, keine Eventualität aus. Einige Schilder sind gar im Vorrat zu halten. Für alle Fälle: „Geflügelpest - Sperrbezirk“!
Praktisch jedes Schild kann die Werkstatt aus Alublech und Folie selbst erstellen, oft benötigte Schilder werden als Sammelbestellung fremdvergeben, weil’s billiger ist. Ein Halteverbotsschild ist in einfacher Ausführung schon für 18 Euro zu bekommen, je nach Reflektionsstärke der Folie wird’s teurer, für einen Verkehrsspiegel werden gar 300 bis 400 Euro fällig.
Jetzt lichtet die Stadt den Schilderwald in Heißen-Mitte, rund um Leineweber- und Mellinghofer Straße. Da wird Schrott anfallen. Auf dem Betriebshof haben sie extra ein Schild dafür gefertigt: „Simply City Schilderabbau“. Es hängt nun an einem Gitterkäfig, in dem die Schilder erst mal gelagert werden. Dann wird aussortiert, den Aluschrott sammelt die Stadt in einem Container, um ihn zu Geld zu machen. Das Haushaltsloch, schmunzelt Tiefbauamtsleiter Klaus-Dieter Kerlisch, werde man damit aber „mit Sicherheit nicht“ stopfen können . . .