Mülheim. .

Das Heißener Herz steht still. Seit Anfang Juli sind die Straßen rund um den Knotenpunkt zwischen Hardenberg-, Honigsberger-, Hingberg- und Paul-Kosmalla-Straße für den Verkehr gesperrt. Heißener Einzelhändler klagen daher über massive Umsatzeinbußen, nur noch wenige Kunden verirrten sich in die Geschäfte rund um den Heißener Markt. Der Vorwurf der Händler steht allerdings nicht erst seit der Baustelle im Raum: „Es fehlen Parkplätze.“ Dabei kann die die Stadt heute eine positive Nachricht vermelden: Die Bauarbeiten werden voraussichtlich am 3. August beendet sein – zwei Wochen früher als geplant.

Heinz-Günter Nieß beschreibt die Lage in einem Wort: „Katastrophal.“ Seitdem die Kreuzung für den Verkehr gesperrt ist, verzeichne er in seiner gleichnamigen Metzgerei an der Honigsberger Straße 72 Umsatzeinbußen von rund 40 Prozent. Kamen an einem Freitag sonst 800 bis 900 Kunden, waren es diesen Freitag nur etwa 400. „Ich musste einen Teil meiner Mitarbeiter in Zwangsurlaub schicken“, sagt der Inhaber des Familienunternehmens. „Das hat es in über 100 Jahren Geschäftsgeschichte nicht gegeben.“ Auch die Lösung der Lage beschreibt Nieß in einem Wort: „Parkplätze.

Einzelhändler prangern die Parkplatzsituation an

Zwar gebe es ausgewiesenen Parkraum an der kath. St. Josef Kirche, doch der Parkplatz sei zu weit weg. Auch wenn der Parkplatz derzeit besser besucht wird als vorher, beobachte er, dass die Leute ihre Einkaufstüten nicht so weit tragen möchten.“ Der Vorwurf ist nicht neu, schon seit vielen Jahren klagen Einzelhändler über die Parkplatzsituation in der Mitte. „Als wir vor etwa zwei Jahren gemeinsam mit der Stadt das Umbau-Konzept besprachen, hieß es, dass es danach mehr Parkraum geben werde.“ Doch nun sei das Gegenteil eingetreten, das Konzept nur Kompromiss. „An der Honigsberger Straße wird der Bordstein verbreitert, so dass die Parkplätze weg fallen“, meint Nieß. Und fragt: „Wir haben einen großen Marktplatz – warum werden dort keine Plätze geschaffen?“

An der Hingbergstraße betreibt Arndt Kammann einen Blumenladen. „Seit 70 Jahren ist unser Laden hier in Familienhand und zum ersten Mal haben wir Angst um unsere Existenz“, sagt der Einzelhändler. Seine Eltern, die im Laden aushelfen, und eine Mitarbeiterin habe er bereits in den Urlaub geschickt. „Wir haben 35 Prozent weniger Kunden.“ Viele von ihnen kommen aus Essen und finden sich im Gewirr der Umleitungen nicht zurecht. „Eine Kundin habe ich neulich selbst abgeholt, weil sie den Weg nicht gefunden hat.“ Wenn nichts frei ist, suchen sich die Leute andere Wege. „Diese Kunden wieder zurück zu gewinnen, wird schwierig.“

Umsatzeinbuße von bis zu 50 Prozent

Darüber ärgert sich auch Andreas Jahnke, der gleich nebenan an der Hingbergstraße das gleichnamige Juweliergeschäft betreibt. Er verzeichnet Umsatzeinbußen um 50 Prozent – dabei seien gerade die Sommermonate die umsatzstärksten. Kaum jemand finde mehr den Weg zu seinem Geschäft, obwohl die Zufahrt zur „kleinen“ Hingbergstraße frei sei und es dort auch -- im Gegensatz zu den Läden auf der Honigsberger Straße -- Parkplätze vor der Tür gebe. Jahnke findet: „Es wäre Aufgabe der Heißener Werbegemeinschaft gewesen, den Kunden gezielt die positive Botschaft zu vermitteln, dass man sehr wohl über Umleitungen zum Marktplatz kommt.“

Auch wenn es „wirtschaftlich sehr weh tue“, sieht Juwelier Jahnke die Baustelle mit einem weinenden und einem „halb lachenden“ Auge: „Auf der einen Seite wollen wir eine bauliche Veränderung, dann müssen wir auf der anderen Seite Einbußen hinnehmen – auch wenn uns das viel Geld kostet.“