Mülheim. .
Noch sind die Vorlagen im DIN-A4-Format mit den Umrissen der tristen Fassade der Ladenpassage gegenüber des Medienhauses so gut wie blütenrein. Den Freiraum gilt es mit Fantasie und Farbe zu füllen. Wie könnte man die Fassade zwischen Sporthaus und Bank auf dem Synagogenplatz ansprechender gestalten? Eine Sache, die man mal über die Köpfe von Architekten, Stadtplanern und Eigentümern hinweg, ganz locker und unverbindlich von der künstlerischen Seite her angehen kann.
Und das tun die Mülheimer Künstler in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum schon seit geraumer Zeit: In der Reihe „Vis-á-vis“ mit Ausstellungen in Rick’s Café tritt man der Tristesse entschlossen mit Kreativität gegenüber. Die fünfte Ausstellung bestreitet der Copy Art-Künstler Klaus Urbons, der durch seine Experimente rund um Drucksachen und Kopierer bekannt geworden ist. Und dabei setzt Urbons auf die Mithilfe der Mülheimer, „die selbst aktiv werden mit Gestaltungsvorschlägen“, sagt Urbons.
Zwei Workshops hat er bereits zum Thema auf dem Synagogenplatz veranstaltet, die jüngste Teilnehmerin war drei Jahre, die älteste 83. Rund 40 Beiträge sind dabei bislang zusammengekommen. Einer davon hat die Fassade mit Spiegeln verkleidet – frei nach dem Motto „Wer ist der Schönste im Land?“. Es gab auch die Idee, das Geschäftshaus mit Heuschrecken zu verzieren, weil die Immobilie in britischer Fonds-Hand ist.
Ein Spiel mit der Fantasie
Urbons selbst ist auf einen verblüffenden Kniff gekommen. Er hat einfach die Rückseite des Geschäftshauses nach vorne gedreht, und man sieht sofort, was ein bisschen Farbe ausmacht. Wobei das matte Senfgelb ja auch eine Geschmacksfrage ist. Aber was zählt, sind die Vorschläge und Ideen, die Möglichkeit, sich in die Gestaltung der Stadt einzubringen. „Es ist ein Spiel mit der Fantasie“, sagt Urbons. „180 Grad“ ist der Titel seiner auf Stoff gedruckten Fotomontage, die in Rick’s Café an der Wand hängt – wellenförmig und symbolisch steht sie für etwas, das in Bewegung bleibt.
Aber sie erinnert auch ein bisschen an einen Vorhang, den man zur Seite schiebt und auf etwas Neues blickt. Im Café ist auch ein Buch mit den bereits gesammelten Ideen der Mülheimer Bürger und Künstler zu sehen. Susanne Dickel von der Mülheimer Initiative für Klimaschutz zieht ebenfalls bei dem Projekt mit. Jedenfalls hofft Urbons bis Ende August auf weitere Mitstreiter, damit möglichst viele Ideen zusammenkommen. Am Ende „sollen alle Entwürfe in ein E-Book einfließen“, so Urbons. Und ausgelobt wird ein kleiner erster Preis.