Mülheim.

Ein rollendes Zeichen der Gemeinsamkeit bewegen Christen, Juden und Muslime am Mittwoch, 5. September, durch die Innenstadt: Gestern haben Geistliche der drei Religionen und viele lokale Unterstützer das Projekt „Engel der Kulturen“ vorgestellt. Denn – so Initiator Pfarrer Willi Overbeck aus Essen – „auch wenn es in Mülheim schon sehr gut läuft mit dem interreligiösen Dialog, man kann immer mehr aufeinander zugehen“.

Das soll in Gestalt eines Engels geschehen. „Der Engel ist in allen drei Religionen der Bote zwischen Gott und dem Menschen“, erklärt Overbeck. Wobei der „Engel der Kulturen“ auf den ersten Blick nicht unbedingt als solcher zu erkennen ist: Es handelt sich dabei um ein 1,60 Meter hohes Stahlrad, das von den Künstlern Gregor Merten und Carmen Dietrich aus Burscheid gestaltet wurde. Der Innenkreis des Rades verbindet die Zeichen der drei Religionen: Halbmond, Davidstern und Kreuz. Im Inneren zeichnet sich so die Figur eines Engels ab.

"Ein Zeichen der Gemeinsamkeit"

Diese Skulptur soll in acht Wochen von der Moschee an der Sandstraße über den Synagogenplatz zum Kirchhügel gerollt werden. Overbeck hat die Idee nach Mülheim gebracht. Er ist damit seit vier Jahren in verschiedenen Städten in NRW unterwegs, war 2010 auch an Projekten der Kulturhauptstadt beteiligt.

„Das Projekt setzt ein Zeichen der Gemeinsamkeit in einer Zeit, in der Religion oft missbraucht wird, um Gegensätze zu betonen“, sagt Inamaria Wronka, Sprecherin der Mülheimer Initiative für Toleranz. Die Gemeinsamkeiten seien bei Christen, Juden und Muslimen besondert groß: „Die drei gehören zusammen, die kommen aus einem Ursprung“, so Overbeck. Der „Engel der Kulturen“ sei „ein Mittel, damit sich Religionen in einer Stadt begegnen“.

"Gemeinsame Grundlage besser gestalten"

Wobei das in der Stadt am Fluss ohnehin sehr gut funktioniere: „Mülheim erlebe ich als eine Stadt, die sehr vernetzt arbeitet und wo positive Gefühle herrschen, miteinander zu kooperieren“, sagt Overbeck. Dennoch bestünden Vorurteile und Ängste, vor allem in Bezug auf den Islam. Natürlich gebe es kulturelle Unterschiede, „aber die müssen nicht dazu führen, dass man sich misstrauisch gegenübersteht“.

Im Gegenteil: „Die gemeinsame Grundlage noch besser zu gestalten, liegt in unserer Hand“, so Mehmet Kilavuz, Imam der Fatih Moschee an der Sandstraße. Der „Engel der Kulturen“ soll ein Anstoß dafür sein. „Der Engel, der zu uns kommt, trifft auf fruchtbaren Boden“, ist sich Annika Lante vom Kirchenkreis an der Ruhr sicher.