Mülheim. .
„Oh Gott! Schlimmer geht’s ja nicht!“ Kopfschüttelnd steht Doris Immel auf dem Synagogenplatz, das Medienhaus im Rücken, den Blick auf das Gebäude gegenüber gerichtet. Bisher hat sich die Mülheimerin die graue Fassade noch nie so richtig angesehen, aus gutem Grund: „Hier in der Innenstadt, da guckt man gar nicht mehr so genau hin“, sagt sie. „Wenn ich hier durchgehe, bin ich immer nur bedient.“
Die AG Mülheimer Künstler, das Kunstmuseum und Rick’s Café wollen das ändern – zumindest was den Synagogenplatz angeht: Im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes „Vis-à-vis“ zeigten bisher vier Kreative ihre Ideen zur Umgestaltung des grauen Klotzes gegenüber vom Medienhaus. Künstler Klaus Urbons ist der Fünfte in der Reihe: Ab dem 2. August wird er seine Anregungen in Rick’s Café vorstellen.
Vorher jedoch bittet er die Mülheimer um ihre Vorschläge: Im Eingang der Schlosspassage drückte er den Passanten jetzt Papier und Stifte in die Hand, damit sie sich an der Verschönerung Mülheims beteiligen können. Denn der Künstler ist sich sicher: „Die Leute wollen was anderes als grauen Beton und Metall!“
So auch Angelika Augenstein. „Der Synagogenplatz ist zu kalt“, sagt sie, „es kann ruhig ein bisschen Farbe hier rein.“ Tochter Linda Marleen (9) sieht das genauso. Ihre Vorstellung von einer neuen Fassade: ein knallgelber Sonnenuntergang, der rotes Licht auf ein türkisblaues Meer wirft. Innerhalb weniger Minuten ist der Entwurf auf dem Papier. „Bei den Farben haben wir an den Brunnen hier gedacht“, erklärt ihre Mutter.
Nach Farbe sehnt sich auch Doris Immel: „Etwas im Stil von Hundertwasser wäre toll“, überlegt sie laut, während sie noch immer die graue Fassade betrachtet. Die Aktion „Vis-à-vis“ findet sie klasse: „Es ist super, dass sich die Leute nicht entmutigen lassen und sagen: Hier kann man noch was machen.“
Wie seine eigenen Ideen aussehen, mag Künstler Klaus Urbons noch nicht verraten. Spaßeshalber hat er aber einen besonderen Entwurf mitgebracht: „Putzen, putzen, putzen“, steht darauf. „In Mülheim könnte man vieles schöner haben, wenn man rechtzeitig putzen würde“, sagt er.