Mülheim. .
Er war die schillerndste Persönlichkeit in der Calvinstraße: Sanchez, das ein Jahr alte farbenprächtige Chamäleon von Daniel Boc. Die Kinder aus dem evangelischen Kindergarten schauten tagtäglich bei dem kunterbunten Reptil vorbei, aber auch viele Erwachsene erfreuten sich an dem bizarren Tierchen.
Nun ist Sanchez verschwunden, schon seit ein paar Tagen. Er wurde vermutlich in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli gestohlen. Aus seinem Außengehege, das im Vorgarten von Haus Nummer 4 steht. „Er wurde wohl mitsamt der Äste, auf denen er immer saß, aus dem Gehege genommen“, berichtet sein Besitzer.
Bitte um Mithilfe
Zutraulich und an die Handfütterung gewöhnt - das Pantherchamäleon, ein Diego Suarez-Männchen, wie es sie hauptsächlich in Madagaskar gibt, war ein echtes Familienmitglied. Und ein recht wertvoller Artgenosse. „Ein Tier von dieser Rasse und dieser Größe kostet so etwa 500 Euro“, weiß Daniel Boc, der den geheimnisvollen Sanchez als Winzling von einem Züchter gekauft hat. „Chamäleons faszinieren mich, sie sind schöne und ruhige Tiere“, sagt der 29-Jährige. Auch sein Töchterchen (3) beobachtete den tierischen Mitbewohner gerne.
Dass ihr Chamäleon geklaut werden könnte, damit hätten die Bocs nie gerechnet. Sein Gehege ist zwar von der Straße aus zu sehen, steht aber hinter einer Hecke. Die Familie hofft, dass es Sanchez gut geht. Sollte er einfach nur freigelassen worden sein und durch Broich streifen, so könnte er - zumindest den Sommer - überleben. Denn er ernährt sich überwiegend von Insekten. „Im Winter ist es draußen zu kalt für ihn, da haben wir ihn auch drinnen in der Wohnung gehalten“, so Daniel Boc. Der Polizei gemeldet hat er den Fall (noch) nicht. Er bittet Mitbürger, die Sanchez sehen sollten oder den vermeintlichen Diebstahl beobachtet haben, anzurufen: 0163/736 55 72.
Kurioser Diebstahl
Tiere - ein Diebesgut? „Das haben wir hier in Mülheim noch nicht oft erlebt“, sagt Jürgen Achterfeld, Leiter des Regionalkommissariats in Mülheim. Dass mal ein Stallhase entwendet oder ein Schaf von der Weide „entführt“ wurde, hat er im Laufe der Dienstjahre zwar schon mal mitbekommen. „Aber so etwas kommt nur sehr selten vor.“
Tiere ganz anderer Art dagegen kamen erst im vergangenen Jahr in Saarn weg - und zwar die Bronzegänse, die auf dem Pastor-Luhe-Platz standen. Denn: „Gegenstände aus Metall sind bei Diebesbanden wegen des gestiegenen Metallpreises seit etwa einem Jahr sehr beliebt“, so Achterfeld. (Man erinnere sich nur an die Bogenschützen-Skulptur, die vor einiger Zeit im Luisental gestohlen wurde.) „Wir haben aber noch viele weitere kuriose Metalldiebstähle verzeichnet. In der MüGa beispielsweise wurde ein Springbrunnen demontiert und eine Rutsche von einem Spielplatz entwendet. Am Kassenberg haben Täter die Handläufe von einer Brücke abmontiert“, berichtet der Kriminalhauptkommissar. Eine Gedenktafel an einer Saarner Kirche sei ebenso zum Diebesgut geworden wie Bronzelichter auf Friedhöfen. Ein noch kurioserer Diebstahl ereignete sich übrigens erst vorgestern: ein Bierfass wurde aus einer Kneipe entwendet.