Mülheim. .

Wenn man im Zug sitzt, begegnet man immer mehr Menschen, die per Handstreich die Seite auf ihrem iPad umschlagen, während traditionelle Leser das Gefühl von Papier zwischen den Fingern und die leichte Note des holzigen Duftes zum Lese-Erlebnis brauchen.

Gebundene Ausgaben und Taschenbücher kontra E-Books. Im Zeichen der Zeit ist zur traditionellen Ausleihe der Bücher in der Stadtbibliothek im Medienhaus und den vier Stadtteilbüchereien die „Onleihe“ dazu gekommen. „Bei der Onleihe hat man von jedem PC der Welt Zugriff auf unser Angebot“, erläutert Büchereileiterin Claudia vom Felde. Voraussetzung dafür sei natürlich ein gültiger Bibliotheks-Ausweis und das Passwort. Damit können Medien aller Art heruntergeladen werden: „Das können E-Books, E-Audios und Videos sein.“

Wege zur Bücherei fallen weg

Und die können auf verschiedene Trägermedien herunter geladen werden werden: Auf den PC, E-Book-Reader, MP3-Player oder auf das iPad. „Das hat den Vorteil, dass man außer dem Ausweis nicht mehr zahlt“, so Claudia vom Felde. Unliebsamen und teuren Mahnungen kann man entgehen, „denn sobald die Leihfrist vorbei ist, sind die Medien gesperrt“. Ein weiterer Vorteil: Die Wege zur Bücherei fallen weg, es geht ganz bequem vom heimischen Sofa aus.

Die neue Onleihe komme langsam ins Laufen. Nach dem Start im Januar, „hatten wir ungefähr 1000 Ausleihen im Monat.“ Mit dem Ferienangebot – statt 14 Tagen vier Wochen – sei es „sprunghaft schon in der ersten Woche um 500 Ausleihen nach oben gegangen“. Wer aber davon ausgeht, dass sich vor allem die junge Generation auf die neuen Medien stürzt, der ist im falschen Roman. „Nein“, sagt vom Felde, „es sind eher die über 50-Jährigen, die froh sind, wenn sie Medien komfortabel mitnehmen können“. Die sich viele E-Books auf einen Reader packen und nicht die schwere Tasche schleppen müssen.

Romane laufen am Besten

Doch schaut man sich die jährlichen Zahlen der traditionellen Ausleihen an, die an der Millionen-Marke kratzen, „ist das überhaupt kein Vergleich mit der Onleihe“. Dagegen mache dieses neue Angebot noch immer einen verschwindend geringen Teil aus. Was aber auch daran liege, „dass wir bei der Onleihe jetzt bei etwas über 4000 Exemplaren sind, die wir überhaupt ausleihen können“. Während der sonstige Bestand 230.000 Medien verzeichnet.

Egal ob Aus- oder Online – am besten laufen die Romane und darunter die Spannung mit Krimis und Thrillern. Bei den Sachbüchern sind es „Reisen und die DVDs dazu“, danach folgen Sachbücher zu Garten, Gesundheit und Sport. Renner seien auch Audiovisuelle Medien wie Filme, DVDs, Computer- und Playstation-Spiele.

In der Ferienzeit gehen Bücher weg wie warme Semmeln

In der Ferienzeit gehen die Bücher weg wie warme Semmeln. Wer jetzt nur auf den großen Unterhaltungssektor schielt, der hat die Rechnung ohne Schüler gemacht. „Wenn das Abi läuft oder die zehnte Klasse ihren Abschluss hat, dann sind die Lernhilfen weg“, weiß Claudia vom Felde. Aber das sind nicht die Medien, „die über die Onleihe laufen“. Da sei die Prognose des Bücherei-Teams eine andere gewesen. Pauken mit der Nase in den Büchern. Lernen geht eben doch noch nicht online oder gar virtuell – das wäre auch zu schön, wenn der Stoff den Schülern nur so zufliegen würde.