Mülheim. Ab Donnerstag bietet die Stadtbücherei die Medienausleihe auch über das Internet an. Da die Datei nach 14 Tagen automatisch auf dem Rechner und allen Hilfsmitteln wie E-Book-Reader oder I-Phone erlischt, gibt es auch keinen Ärger mit Leihfristüberziehung und Mahnungen.

Gestern wurden die Mitarbeiter im Medienhaus noch geschult, morgen beginnt für die Stadtbücherei ein neues, virtuelles Zeitalter. Denn dann können via Internet elektronische Medien ausgeliehen werden. Für die Büchereimitarbeiter bedeutet die neue Onleihe zwar überhaupt keinen Aufwand, „Aber sie sollen wenigstens erklären können, wie es funktioniert, oder es notfalls demonstrieren können“, sagt die Leiterin Claudia vom Felde. Das Personal muss nur noch den Ausweis ausstellen, der Rest geht von alleine.


Automatische Löschung

Da die Datei nach 14 Tagen automatisch auf dem Rechner und allen Hilfsmitteln wie E-Book-Reader oder I-Phone erlischt, gibt es auch keinen Ärger mit Leihfristüberziehung und Mahnungen. Das macht die Onleihe auch zu einem attraktiven Medium für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder einfach nicht die Zeit haben, um sich ein Buch im Medienhaus auszuleihen. Es ist aber auch besonders attraktiv für den Sommer, dann kann man sich statt schwerer Bücher den schmalen E-Book-Reader in die Tasche stecken.

Vom Felde sieht in der Onleihe auch einen gute Alternative in den entfernten Stadtteilen zum weggefallenen Bücherbus. „Ein vollwertiger Ersatz kann es aber nicht sein“, sagt sie, denn der Bus sei vor allem von Schulklassen genutzt worden. Schüler, allerdings ältere, sind auch eine wichtige Zielgruppe der Onleihe. 3500 Dateien umfasst ein Paket, das vor allem in Geschichte und Deutsch Schwerpunkte setzt. Aber auch der Spiegel samt Archiv kann ausgeliehen werden, was für Referate eine gute Fundgrube sein kann. An Zeitschriften sind außerdem der Kinder-Spiegel und das Manager-Magazin verfügbar. Für Tageszeitungen seien dagegen die Lizenzen zu hoch, so dass vom Felde davon abgesehen hat, sie zu ordern.

Aktuell bleiben

Online zum Buch: So funktioniert’s

Die Nutzung der „Onleihe“ erfolgt über das Internet und ist für den Nutzer kostenlos. Die einzige Voraussetzung besteht in einem gültigen Büchereiausweis.
Der Leser kann entweder die Seite www.onleihe/muelheim.de oder über stadtbibliothek-mh.de zur Onleihe gelangen. Das Angebot ist die in verschiede Themenbereiche von Belletristik & Un-terhaltung bis hin zum Kinderzimmer unterteilt. Die Suche nach einem Titel wird, wie Büchereileiterin Claudia vom Felde demonstriert, durch die einfache oder die ausführliche Suche erleichtert, wobei diese auf Kriterien, wie Titel, Autor, Erscheinungsjahr und Verlag eingegrenzt werden kann. Eine weitere Entscheidungshilfe sind die Neuzugänge, die Rückgaben und die Bestseller von Onleihen aus anderen Städten. Für viele Kunden ist es auch ein wichtiger Hinweis, mit wie viel Punkten (1-5) ein früherer Nutzer den Titel bewertet hat. Auch im normalen Katalog mit sämtlichen Titeln der Bücherei ist ein Verweis auf die online verfügbaren Titel. Die ausgewählten Medien kommen in den Warenkorb, in dem sie für den Nutzer für 30 Minuten reserviert werden. Anschließend meldet sich der Nutzer mit seinem Passwort (das ist der Geburtstag) an. Per Mausklick werden nun die Medien auf den Computer geladen und dabei wird angegeben, ob die Datei für den E-Book-Reader oder den MP3.Player geeignet ist oder einfach nur als pdf-Datei geöffnet werden kann. E-Books, wie auch die E-Audios können für 14 Tage, die E-Videos für 12 Stunden und die E-Zeitung nur für eine Stunde ausgeliehen werden, damit die Aktualität gewahrt wird und die Zeitung von mehreren Nutzern gelesen werden kann, hebt die Bibliotheksleiterin hervor. Während der Leihfrist ist es dem Nutzer überlassen, wie oft und wo er das Medium abruft, sei es der MP3-Player oder der geeignete E-Book-Reader.

Nach dem Ablaufen der Ausleihfrist wird die Datei automatisch gelöscht, unabhängig davon, ob der Nutzer sie zu Ende gelesen hat oder nicht. Sollte der Nutzer noch nicht fertig sein, so besteht die Möglichkeit, sich dieselbe Datei noch einmal auszuleihen, betont Claudia vom Felde. Danach können die verschieden Medien von dem Nutzer mit den Punkten 1 bis 5 bewertet werden.

Mittlerweile gibt es auch schon für das Android die Onleihe-Apps, die für das iPhone oder das iPad herruntergeladen werden können. Ein Hilfebutton, der auf der Seite links unten unter dem Stichwort Service zu finden ist, gibt Nutzern, die auf Probleme stoßen, wichtige Hinweise und erklärt, welche Software und welcher Player benötigt wird. Die Software kann auch direkt und kostenlos heruntergeladen werden. Damit es erfolgreich funktioniert, muss der PC nicht unbedingt über der neuste sein, es ist dann nur eine Frage der Ladezeit.

Virtuelle Ausleihen in Büchereien gibt es erst seit 2007. In NRW wird es in 65 Städten angeboten, in den Nachbarstädten Essen und Oberhausen gibt es diese moderne Ausleihe allerdings noch nicht. Auch nur ein Drittel der Verlage mache mit und das auch nicht immer mit dem Komplettprogramm. Die Erfahrungen, wie die Onleihe genutzt werde, seien sehr unterschiedlich. Generell seien Hörbücher beliebt, sagt vom Felde. Um zu testen, wie Kunden reagieren, bietet die Bücherei ein breit gefächertes Angebot mit rund 6000 Titeln an. Reiseführer sind ebenso enthalten wie Sachbücher, Romane, Lyrik und Thriller. Auch Klassiker wie Goethes Werther, Heines Winterreise und Schillers Maria Stuart finden sich neben dem neuesten Mankell.

Abgesehen vom Schülerpaket muss man pro Titel 15 Euro für die Lizenzen zahlen. Der Titel kann aber auch immer nur von einem Nutzer ausgeliehen werden. Für 40.000 Euro hat die Stadtbücherei zunächst Lizenzen erworben. Weitere 10.000 Euro sind für die Technik und für die Bewerbung des neuen Angebotes erforderlich. Im Laufe des Jahres sollen für 10.000 Euro weitere Lizenzen erworben werden. Gerade bei diesem Medium sei es wichtig, aktuell zu bleiben, weiß vom Felde.

Neue Leser gewinnen

Bei den Neuanschaffungen werde man dann besser das Nutzerverhalten berücksichtigen. „Vielleicht können wir ganz neue Leser gewinnen“, hofft die Büchereileiterin, deren Einrichtung bislang 17.000 registrierte Leser hat. Ermöglicht hat das neue Angebot das Land mit 30.000 Euro, der Freundeskreis mit 10.000 Euro und weitere 10.000 Euro stammen aus eigenen Mitteln.

Den E-Book-Reader muss man sich selbst kaufen, wenn man nicht am Bildschirm oder auf dem Handy-Display lesen will. Er ist im Buchhandel für etwa 100 Euro, bei Sonderangeboten sogar deutlich günstiger zu erwerben.