Mülheim. .
Der Bücherbus fährt nicht mehr. Zur Entscheidung, den beliebten Bus ausrollen zu lassen, gelangten gestern die Mitglieder des Kulturausschusses. Statt die Bücher zu den Lesern zu bringen, sollen die Leser nun alle zwei Wochen in einem Shuttle zu den Büchern ins Medienhaus kutschiert werden. Zudem sollen Kindertagesstätten und Schulen Sammelbestellungen aufgeben können.
Aussetzen des Bücherbusses wird schon länger diskutiert
Um den Einsatz oder das Aussetzen des Bücherbusses wird in der Politik schon länger diskutiert. Um die geplanten Einsparungen von 190 000 Euro im Jahr umsetzen zu können und die Schließung einer Stadtteilbücherei zu verhindern, kam die Streichung der rollenden Bibliothek ins Gespräch. Der Bücherbus versorgt Schulen, Kindertagesstätten und Seniorenheime in Stadtteilen, die keine eigene Bücherei haben, mit Lesestoff – mittlerweile hat er über 100 000 Kilometer auf dem Buckel. Rollt der Bus nicht mehr, sind Bürger im Nachteil, was die Teilnahme am kulturellen Leben angeht. Daher beauftragte der Ausschuss die Verwaltung, ein alternatives Konzept zu erstellen, wie die Medienversorgung im Rahmen der verringerten Geldmittel doch noch gewährleistet werden könnte.
Sparsamste Lösung
Zur Auswahl hatte die Verwaltung drei Varianten im Ausschuss vorgestellt. Die ersten beiden Varianten sahen die Beibehaltung des Bücherbusses mit verringertem Fahrplan vor. Von den drei Stellen (Fahrer, Bibliothekar und Assistent) sollten nur eine beziehungsweise keine der Stellen erhalten werden. Die dritte Alternative erschien SPD, Grünen und MBI zwar die schmerzlichste, aber kostensparendste Lösung zu sein.
So wird nun der Bücherbus verkauft, die Menschen mit einem angemieteten Personenbus sollen bald alle zwei Wochen kostenlos in die Bibliothek im Medienhaus chauffiert werden. Bus und Fahrer sollen jeweils für den Nachmittag von 14 bis 19 Uhr bei der MVG gebucht werden. 6000 Euro Sachkosten sind dafür angesetzt. Kitas und Grundschulen müssen sich ihre Bücher, Hörspiele und Zeitschriften in Kisten im Medienhaus abholen.
Die CDU hatte kurzfristig eine vierte Alternative als Antrag eingebracht, der nun ebenfalls im Ausschuss verabschiedet wurde. In diesem sollen Sammelbestellungen in Kitas, Schulen oder Altenheimen in den Außenbezirken abgegeben werden. So soll ein „kleinräumiges und dezentrales Bring- und Anlieferungssystem“ die Medienversorgung sicherstellen.
Shuttleservice als „Minimallösung"
Für Bernhard Haake sind alle Vorschläge nur Notlösungen. Der Vorsitzende des Freundeskreises der Stadtbücherei findet es schade, dass der Bücherbus nun nicht mehr fährt. Den Shuttleservice sieht er als „Minimallösung, um den Wegfall des Bücherbusses aufzufangen“. Dieser sei eine rollende fünfte Stadtteilbücherei. Immerhin verbuchte der Bus im Schnitt 60 000 Ausleihen im Jahr – mehr als die Büchereien. „Positiv zu bewerten ist aber, dass sie Politik die Wichtigkeit des Busses im Auge hat und ihnen die Entscheidung nicht leicht gefallen ist.“
Ob der Shuttleservice in Kombination mit den Sammelbestellungen in der Praxis funktioniert, soll nun ein halbes Jahr lang getestet werden. Klar sei, so Haake, dass der Bücherbus eine große Lücke im kulturellen Angebot hinterlassen werde.