Die Bus-Ausstiegshaltestelle Hauptfriedhof, an der ein zehnjähriger Junge am frühen Montagabend auf dem Heimweg schwer verunglückt ist, existiert seit gestern nicht mehr. Der Halt, vor dem die gelben Polizeimarkierungen auf der Zeppelinstraße noch an den Unfall erinnern, wurde Stunden später auf die andere Seite verlagert: Dort, wo am Friedhof die Fahrgäste in den Bus in Richtung Flughafen einsteigen können, steigen sie jetzt auch aus.
Das Kind war am Montagabend gegen 18.45 Uhr mit dem Bus aus der Richtung Flughafen gekommen, ausgestiegen und hinter dem Linienbus über die Zeppelinstraße gelaufen. Dabei wurde der Junge von einem Pkw erfasst. Der Zustand des Kindes war auch am Dienstag noch kritisch, es wird in einer Klinik intensiv behandelt.
Rolf Biermann ist erschüttert
Rolf Biermanns Befürchtungen haben sich mit dem tragischen Unfall auf schreckliche Weise bestätigt. Der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Holthausen-Raadt ist erschüttert. Schon zuvor war er öfter Zeuge, wie vor allem jüngere Schüler die stark befahrene Straße überquerten, um ihre Straßenbahn noch zu erwischen. Wie berichtet, wurde der Straßenbahnverkehr zwischen Hauptfriedhof und Flughafen bereits am 2. April eingestellt, weil die Strecke als nicht mehr sicher gilt. Die Linie 104 fährt nur noch bis zum Hauptfriedhof, danach übernimmt, bis zum Flughafen und zurück, ein Bus.
Schon vor Wochen, betont Biermann, habe er gegenüber der Stadt und der MVG prophezeit, dass irgendwann dort ein Schüler verunglücken würde, der eilig über die Straße läuft und den etwas entfernten Ampel-Überweg nicht nutzt – „das sind doch quirlige Zehn-, Zwölfjährige“. Die SPD-Fraktion hatte daher schon unlängst in der Bezirksvertretung 1 vor der Unfallgefahr für die aussteigenden Fahrgäste gewarnt. Und eine Verlängerung der neu geschaffenen Buslinie mindestens bis zum Oppspring gefordert, damit die Schüler der Luisen- und der Grundschule Hölter-straße dort sicher aussteigen können.
Mülheims gefährlichste Kreuzungen
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"Nicht nur einmal darauf hingewiesen"
Aber auch, weil es häufiger Konflikte der Aussteigenden mit den Radfahrern gab, die dort den Bürgersteig befahren dürfen, wollte die SPD eine Verlegung haben. „Wir haben“, betont Biermann, „ja nicht nur einmal darauf hingewiesen.“ Er selbst habe es als Fahrgast im Bus erlebt, dass der Fahrer gewarnt habe: „Warten Sie mit dem Ausstieg, da kommen Radfahrer.“
Die Stimmung in Holthausen nach dem Unglück? „Schlimm“, weiß der SDP-Politiker. Die Anwohner, die Eltern seien wütend und besorgt. „Jetzt ist genau das eingetreten, was von Anfang an zu befürchten war“, schreibt etwa Heinz Schroether der WAZ-Redaktion. „Durch diese überflüssige Haltestelle am Hauptfriedhof kommt es zu einem schweren Unfall. Trotz aller Proteste muss erst wieder ein solches Unglück passieren, bevor jetzt hoffentlich umgedacht wird.“ Und Leser Christoph Hütter empört sich: „Dieser schreckliche Unfall geht auf das Konto der Stadtverwaltung. Wenn man schon meint, eine Straßenbahnstrecke stilllegen zu müssen, dann sollte man wenigstens im Vorfeld den Schienenersatzverkehr vernünftig planen.“
Man wollte Fahrgästen zusätzliche Fahrzeit ersparen
Die Entscheidung, die Haltestelle unverzüglich zu verlegen, sei umgehend am Dienstagmorgen gemeinsam mit MVG und Polizei entschieden worden, erklärte Stadtsprecher Volker Wiebels: „Wir haben darauf gedrängt.“ Der Bus fahre jetzt weiter, wende und fahre über die Kreuzung Steinknappen auf der parallel zur Zeppelinstraße verlaufenden Straße zurück. Einstieg und Ausstieg an derselben Stelle. Das soll bis auf weiteres so bleiben.
Warum das nicht von Anfang an so gemacht worden sei, begründet MVG-Sprecher Olaf Frei damit, dass man den Fahrgästen die zusätzliche Fahrzeit ersparen wollte.
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